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Donnerstag, 12. März 2020, 13:45

Privataudienz für Anielle Saint-Just

Anielle hatte immer noch Kopfschmerzen und auch die geballte Menge Ephedrin die sie heute morgen geschluckt hatte sorgte nicht dafür, dass es besser wurde. Doch wie sagt man so schön: Wer kekse essen kann kann auch aufstehen. Wenn der Termin nicht mir der Kaiserin gewesen wäre so hätte er wohl nicht stattgefunden doch jetzt war es wie es war und das Paket von circa dreizig Pergamenten war geschnürt. So klopfte Anielle an der Türe zu einem der Privatzimmer.

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Freitag, 20. März 2020, 23:31

Das Klopfen riss mich aus meinen Gedanken und holte mich augenblicklich zurück in die Wirklichkeit. Ich wusste wer da klopfte und ich wusste genauso um die Vergangenheit, die mich und jene Person mit einander verband. Eine gemeinsame Vergangenheit, die eigentlich längst keine Rolle mehr spielen durfte und die mich dennoch nie richtig los lassen würde. Im Gegenteil holte sie mich immer und immer wieder ein und das würde wohl nie aufhören.

"Hallo Anielle. Komm rein! …Du bist spät. Glaubst du eine Kaiserin wie ich hat ewig Zeit? "

Mit diesen knappen und vorwurfsvoll wirkenden Worten empfing ich Anielle. Vertraut und gleichermaßen abweisend klingend - so und nicht anders musste ich mich verhalten angesichts dessen, was uns verband: Eine gemeinsame Vergangenheit, über die ich mich natürlich öffentlich niemals äußern würde. Flüchtig und gleichzeitig bewundernd glitt mein Blick ungewollt über Anielle. Ich vermisste sie so sehr und gleichzeitig wusste ich, dass ich ihr niemals wieder so nah sein durfte wie wir es einst waren.

Ganz in Gedanken deutete ich auf die Couch, noch unschlüssig, ob ich mich direkt zu ihr setzen sollte oder lieber weit entfernt, an meinem Schreibtisch:

"Was hast du mir also zu berichten?"

Meinen Vorsätzen zum Trotz fand ich mich direkt neben ihr sitzend wieder und mein Blick in ihre Augen wirkte weitaus weniger kühl als meine Worte klingen mochten. Ja, fast verlor ich mich darin. Kein Wunder, Anielle war einfach zu süß und ich war untröstlich angesichts der Erkenntnis, dass ich sie wegen meines Amtes für immer verloren hatte. Mein Amt! Als ob es nichts anderes in meinem Leben gäbe. Immer nur regieren, regieren, regieren … bei dem Anblick von Anielle´s dick geschnürter Aktenmappe musste ich regelrecht an mich halten, dieses Bündel Papier nicht einfach ins Kaminfeuer zu werfen.

Ich wollte nichts wissen von all den Amtsgeschäften, die mich rund um die Uhr mein Ganzes Leben verfolgten. Nicht hier und nicht jetzt, in meinen privaten Gemächern und so sprudelte eine ganz andere Frage aus mir heraus, die weitaus dringlicher meinen Verstand beschäftigte:

"Hattest du im übrigen schon die Gelegenheit die Cabarrus näher kennen zu lernen? … Bei einer gemütlichen Bootsfahrt zum Beispiel? Mich würde brennend interessieren, ob Du sie für fähig genug hältst um im Konvent ein Wort mit zu reden. " < Und wage es ja nicht, mir irgendwelche Details von dieser Bootsfahrt vorzuenthalten.>

Mit strengem Blick ließ ich Anielle wissen, dass ich alles wusste. Zumindest die Details, die mir meine Quelle aus der Hafenmeisterei verraten hatte. Aber das genügte mir eigentlich schon um zu wissen was da zwischen den beiden lief und genauso wusste ich, dass ich in dieser Beziehung machtlos war. Doch ich konnte es natürlich immer auf die "amtliche Schiene" schieben, schließlich waren wir alle gefangen in unseren Positionen. Die Connetable nicht anders als wie diese Cabarrus, der ich großzügiger Weise die Chance eröffnet hatte sich mir gegenüber zu beweisen. Und ebenso schnell konnte ich dieser Hure all das wieder weg nehmen, dank meiner Position … Ich hörte also sehr genau zu.

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Dienstag, 24. März 2020, 14:29

Fast wie in früheren Zeiten begann Anielle erstmal von Therese zu erzählen, lehnte sich dabei an die Kaiserin um nach einigem Herumräkeln und dem Geständnis, dass sie sich nicht an soviel erinnern konnte, ihren Kopf in deren Schoß zu legen wobei sie die Augen einer Welpe gleich schloss und seelig lächelnd schon ein wenig daraf harrte, den Kopf gestreichelt zu bekommen.

"Ich hatte gebacken und den Yanqsgeist weitergegeben den ich von Dir habe"

begann sie und die Kaiserin wusste spätestens jetzt, dass es Anielle ernster war als sie tat

"und ich, sei mir bitte nicht böse, ja? Bitte versprich es. Nicht deswegen und auch nicht wegen des Lords. Ich weiß von Pasquale aus der Poststelle, dass er sich über mich beschwert hat.
"

Der dort nämlich alle Briefe zu öffnen hatte um sie zu stempeln und dann zu scannen bevor er sie in den Geschäftslauf gab.

"Doch es war alles ganz anders, der Mann ist nicht ernst zu nehmen. Er hasst mich weil er glaubt unwiderstehlich zu sein. Weil ich mich nicht auf den Rücken werfe nur weil er den Raum betritt. Er ist ganz furchtbar. Dazu ist meine Rüstung…. Versprichst Du es?
"

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Donnerstag, 26. März 2020, 08:21

Sie hatte den Yangsgeist weitergegeben? Wohl nicht nur weiter gegeben sondern auch ausgiebig verköstigt. Jetzt wurde mir einiges klar. Mit hochgezogener Augenbraue musterte ich Anielle und als diese sich regelrecht an mir rieb, konnte ich natürlich nicht anders als sie in meine Arme zu schließen - so wie eine Mutter die Tochter. Ich lächelte gütig und ließ mir nichts anmerken, doch insgeheim kam ich mir gerade dermaßen alt und unattraktiv vor wie selten. Was auch daran liegen mochte, dass nicht mehr ich sondern nun eine Andere Anielle´s Herz erobert zu haben schien:

"So so, den Yangsgeist, … ich verstehe." < Dann ist es wohl etwas ernstes …>

Seufzte ich leise und mehr sagte ich nicht. Stattdessen legte ich gedankenverloren meine Hand auf Anielle´s Kopf und begann sie zu streicheln und zärtlich hinter dem Ohr zu kraulen, wie bei einem kleinen Kätzchen.

"Ich bin dir nicht böse … "

Versicherte ich ihr leise. Wie könnte ich auch böse sein? Wegen ihrer Beziehung zu der Cabarrus? Oder wegen der offiziellen Beschwerde aus Pottyland? Nein, nicht wirklich. Anielle war schließlich noch so jung und vielleicht erwartete ich auch zu viel von ihr. Abgesehen davon leistete Anielle wirklich hervorragende Dienste, wenn auch manchmal die Emotionen mit ihr durchgingen und manche Entscheidungen nur schwer nachvollziehbar waren, wie zum Beispiel:

"Deinen versoffenen Onkel ernsthaft als neuen Ambassadeur vorzuschlagen könnte man allerdings fast schon als Kriegserklärung an Pottyland bezeichnen. … Was in aller Welt hast du dir denn dabei gedacht?"

Ungewollt musste ich kichern wie ich mir die Szene bildhaft vorstellte. Henri war sicher voll wie eine Haubitze gewesen, denn anders hatte ich ihn noch nie erlebt:

"Aber gut, … die Pottys bezeichnen sich ja selbst immer als Spaßvolk. Da können sie ruhig mal beweisen, dass sie mit Scherzen umgehen können. Vielleicht ist der Lord aber auch nur etwas gefrustet, weil seine geplante Friedensmission nicht so leicht umsetzbar ist wie er dachte. Gibt es eigentlich schon Reaktionen aus den anderen Ländern und hält Lord Reis noch an seinem Plan fest, die Welt mit einem Wasserrutschwettbewertb retten zu wollen? … und was hat Deine Rüstung mit dem Lord zu tun?"

Verspielt glitten meine Finger durch Anielle´s seidiges Haar während ich ihr zu hörte und dabei entspannt den Kopf zurück lehnte. So ließ ich mir Audienzen gefallen …

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »VALERIE de Valois« (26. März 2020, 08:29)


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Montag, 30. März 2020, 14:14

"Die Rüstung? Nein nichts..." säuselte Anielle und schloss die Augen um das Gekraule besser zu geniessen

"Ich muss mich aber rechtfertigen, Du weisst dass ich das hasse..."

"Hallo Militärhoschis. Geht's gut? Alles in Butter? Hi. Hallo! Boah, schnittig stehst du da. Und, sonst so?"

"Ich denke er war schon betrunken, als er bei uns ankam, wer will so jemanden ernst nehmen? Ich fand sein ganzes Auftreten mehr als peinlich für einen Staatsmann. Und das er sein Revier wie ein Rüde absteckt ...."
"Ich wünsche keine weitere Störung, so lange die Socke an der Tür hängt."

"... hat es auch nicht besser gemacht. Ich tat mir da sehr schwer ihn nicht gleich in die Schublade der testosterongeschwängerten Alkoholpaviane zu stopfen. Obwohl ich mir alle Mühe gab. Aber schau Dir nur mal seine Vita an ..."
"Und mit Brei kenne ich mich aus, schließlich war das die Spezialität in der Mensa der Freien Republik Tír na nÓg, als ich dort Mensawirt war"

"... bei der Ausbildung wurdert es mich nicht, dass er Roberts Idee einer Friedensmission in Anturien als die eigene verkauft. Da hatte ich meinen Onkel für eine gute Idee gehalten. Doch genug von diesem Pavian ..."

Anielle hatte sich aufgerichtet und hab der Kaiserin nun einen gehauchten Kuss auf die Wange

"Ich würde Dir gerne was zeigen, wir haben nämlich ein Problem an der östlichen Grenze und ich würde es gerne mit Dir besprechen. Hast Du das RISIKO-Spiel irgendwo griffbereit? Die richtige Karte habe ich dabei."

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Sonntag, 5. April 2020, 15:38

Ja, ich wusste nur zu gut, dass Anielle es hasste sich zu rechtfertigen und auf das offizielle Schreiben aus Pottyland hin mussten wir ja irgendwie Stellung nehmen. Oder besser gesagt auf die beiden Schreiben aus Pottyland, wobei das zweite Schreiben mir durchaus mehr Kopfzerbrechen bereitete. Aber irgend eine diplomatische Antwort würde Outremer schon liefern, des lieben Friedens mit Pottyland willen. Wenn ich mir allerdings anhörte wie Anielle über den Lord sprach, dann wäre es wohl keine so gute Idee ihr das Antwortschreiben aufsetzen zu lassen.

"Ja, genug von diesem … Pa..ottyhead."

Beinahe wäre ich in Anielle´s abfällige Wortwahl verfallen, was wohl an dem spontanen Themenwechsel und dem gehauchten Kuss lag. Dabei hatte ich absolut nichts gegen den Lord. Im Gegenteil, ich fand ihn durchaus sympathisch. Weshalb Anielle ihn absolut nicht mochte, konnte ich daher ncihit ganz nachvollziehen. Etwa wegen des Ideenklau´s mit der Friedensmission? Aber gut ...

Ich beließ es vorerst bei meinen Gedanken zu diesem Thema und holte stattdessen das Spiel aus dem Schrank, um das mich Anielle gebeten hatte. Ich öffnete es und stellte die Schalen mit den farblich sortieren Spielsteinen auf meinen Schreibtisch. Mit einem gütigen Lächeln und einer einladenden Handbewegung überließ ich Anielle meinen Stuhl und stellte mich rechts von ihr hin, um ihren Ausführungen zu lauschen:

"Na dann lass mal hören. Was für ein Problem haben wir an der östlichen Grenze? Ich hoffe das ist das einzige Problem das wir derzeit haben, oder gibt es noch mehr, … hm?"

Zeitgleich mit meiner Frage wuschelte ich ihr einmal zärtlich durchs Haar und konzentrierte mich dann aber auf das Spiel das Kriegsgeschehen.

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Montag, 20. April 2020, 09:19

"Ach Du, es gibt doch immer mehr Probleme als man Zeitgleich lösen kann. So sind zum Beispiel unsere Interessen in Nerica nicht so solide mit ... wie soll ich sagen.... militärischen Argumenten unterstützt um das dort liegende Öl weiter unter unserem wirtschaftlichen Zepter zu halten. Doch dazu vielleicht später was, erstmal der Osten."
Sie rollte die Karte auseinander und begann einige der Risikospielsteine an der östlichen Grenze aufzubauen.


In den östlichen Landen "entwickelt sich der Beschuss von Thebe und Jhelom durch in den Bergländern verstreute Bergkasemuffen zu einem Problem. Marschall Leclerc hat die Grenze überschritten um sie in Ihre Schranken zu weisen."
dann schob sie einige der Steine über die Grenze


"Deswegen würde ich gerne einen Streifen der an uns angrenzt, zusätzlich aber auch die Bereiche um die Kreuzfahrerfestungen Ceuta und Cap Guff erstmal besetzen um sie dann beim ersten Vulkanausbruch - oder was auch immer die Weltgemeinschaft ablenkt, vielleicht auch bei der Fussball WM - anektieren und zusätzlich zwei Marionettenstaaten etablieren für die wir uns noch schöne Namen ausdenken können. Für den Plan bräuchte ich ein GO."

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Freitag, 29. Mai 2020, 07:31

"So so, …. mehr Probleme als gleichzeitig lösbar? Naja dann …", bemerkte ich beiläufig und meine gekräuselten Stirnfalten ließen einige Skepsis erkennen, angesichts der lockeren Art wie Anielle mit der augenblicklichen Entwicklung umging. Andererseits- Wer, wenn nicht Anielle, sollte so denken? Natürlich musste sie einen kühlen Kopf bewahren, schließlich war sie diejenige, die den Überblick behalten musste.

Die Verantwortung wiederum lag bei mir und ehrlich gesagt fielen mir die jetzt anstehenden Entscheidungen sehr schwer. Es ging hier schließlich um das Leben vieler Menschen und nicht um die Organisation eines Staatsempfangs oder sonstiger politischer Entscheidungen, die nichts mit Krieg zu tun hatten.

Ich fühlte mich deshalb wirklich schlecht und die Darstellung auf dem Plan verschwamm regelrecht vor meinen Augen, während Anielle munter die bunten Spielsteine auf dem Plan herum schob. Ihre Erklärungen klangen so plausibel wie sie eben klingen sollten, um mir die Entscheidung leichter zu machen. <GO? …> Das Wort war wie ein Weckruf und hektisch versuchte ich das eben Gehörte gedanklich zu verarbeiten:

"Ehm, wie war das?… Du … du willst also - mehr oder weniger unbemerkt -zwei Marionettenstaaten bilden? … Haben wir denn überhaupt die nötigen Ressourcen, um das zu tun? … Und … und … welche Alternativen zu einem Vulkan und einer WM gäbe es noch?"

Fragte ich einfach nach, um eine weitere Erklärung Anielle zu hören, damit ich mich anschließend besser fühlte - oder auch nicht. Währenddessen starrte ich weiter auf die Karte mit den bunten Spielsteinen und versuchte mich mit dem Gedanken anzufreunden, die Verantwortung für die Folgen unseres Handelns zu übernehmen.

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