Thierry konnte das Drama weiterhin nicht verstehen und wurde mit jedem Wort Thereses verwirrter. Er hatte im Ausland mit vielen Leuten geredet und viele Männer waren sich einig, dass es Situationen gibt, in denen Frauen sehr gereizt reagieren. Erstaunlicherweise war er unter diesen immer der empathischste (das will etwas heißen).
Und er spürte, dass ein falsches Wort - oh Mist, da war es schon. Und noch eins. Und noch eins. Noch ein Strike und er wäre raus.
Damit hatte die Situation wieder etwas nach seinem Geschmack - unkalkulierbares Glücksspiel lag ihm. Und er konnte alles auf eine Karte setzen.
Also stellte er sich hinter Therese, legte seine Hände auf ihre Oberarme und schaute, wohin sie auch schaute, ehe er ihr so ruhig und beherrscht wie es ging sagte, warum er erst jetzt mit der Sprache rausrückte.
"Therese... nach all der Zeit... Bei unserem ersten Treffen konnte ich dir nicht alles sagen. Ich konnte nicht wissen, ob du nicht vielleicht doch zu Durocs Schergen gehörst - jetzt weiß ich es besser.
Bei unserem letzten Treffen konnte ich dir auch nicht alles erzählen. Ich war wie benebelt und wusste nicht, wo mir der Kopf stand.
Weißt du, wie dumm ich gerade da stehe, da ich durch dich von meiner angedachten Ernennung zum Senator höre?"
Er holte tief Luft und schaute Therese im Profil an (sie schaute weiterhin aus dem Fenster und er meinte, eine Träne in ihrem Augenwinkel zu erkennen). Sie war so stolz, so stark, so... mächtig.
<Bleib bei der Sache, Thierry...>
"Duroc stellte mir einen Posten in Aussicht, aber er gab mir einen Auftrag, bei dem ich gescheitert bin. Und ich habe keine Ahnung, ob oder wie ich seinen Auftrag je erfüllen könnte. Darum ging ich davon aus, dass der Deal hinfällig sei. Übrigens... sollte meine erste Amtshandlung als Senator sein, dich in den Konvent zu wählen."
Er sprach das aus, was ihn am meisten daran gehindert hatte, offen zu reden.
"Da ist mir die Realität wohl zuvor gekommen. Aber genau dieser Auftrag hinderte mich auch daran, alles auf den Tisch zu legen. Ich... bin so wie du auf Duroc reingefallen.
Warum er mich zum Senator machen will? Er kann Macht über mich ausüben, er hat ein effektives Druckmittel in der Hand, im wahrsten Wortsinne. Dieser Barbar... Er glaubt, er könnte mich kontrollieren. Wie du weißt, ist mir Politik relativ egal. Doch statt mir viel Geld zu bieten, wie es früher der Fall war, bietet Duroc mir etwas Wertvolleres - mein Leben -, um mein Abstimmverhalten beeinflussen zu können."
<Dass eine Verfassungsänderung angestoßen werden soll, lasse ich erstmal noch außen vor...>
Er schaute Therese jetzt direkt in die Augen. Der Hundeblick war wieder dem alten Feuer gewichen, das in ihm loderte. Duroc... War er Hortenses Mörder? Das war im Moment egal - er war derjenige, der ihm und irgendwie auch Therese das Leben zur Hölle machen wollte. Warum? Das verstand er selbst noch nicht ganz. Aber es war wichtig, dass Therese ihn verstand. Also fasste er zusammen...
"Duroc will den Konvent kontrollieren. Er hat etwas gegen mich in der Hand, bietet mir aber auch einen Anreiz. Das Senatorenleben beinhaltet ein paar kleine Annehmlichkeiten. Auch wenn es mir widerstrebt, gerade für Duroc etwas zu tun - es kann mir mein Leben erleichtern. Naja... ermöglichen. Und trotzdem muss ich höllisch aufpassen.
Aber eins kannst du mir glauben, Therese - wenn ich dieses Urteil oder die zugehörige Exekutivorder endlich in Händen halte, hält mich nichts mehr auf. Dann ist der Weg für uns endlich so frei, wie wir es uns schon vor Jahren gewünscht haben... Ich habe keine Ahnung, ob Duroc von uns weiß und es ist mir egal. Es ist mir solange egal, wie du in Sicherheit bist."
Das Folgende fiel ihm sichtlich schwer zu sagen... Er atmete tief durch, schaute auf den Boden und dann wieder zu Therese.
"Ich lüge dich nicht an, um dich zu beschützen. Ich sagte nicht die volle Wahrheit, weil man nie weiß, wer gerade zuhört."