Empire Outremer

… Klopf ….Klopf … pochte es gegen die offenstehende Türe und nach einigen Anstandssekunden erneut: … Klopf ….Klopf …

Und als das erhoffte "Herein" nicht sofort erklang, trat Therese durch die offene Türe in das leere Büro und rief mit deutlich vernehmbarer Stimme: "Hallo?! ….Niemand hier?"

Ihr Blick wanderte einmal durch den Raum, erfasste das Interiur und die Details, ehe sie schlendernd weiter in das Büro hinein marschierte. Natürlich dabei ohne etwas anzufassen ... nur schauen …

Ihr Zutrittsausweis baumelte derweil gut sichtbar, an einem Band, um ihren Hals und passte farblich so gar nicht zu dem eleganten Etuikleid, das sie heute angezogen hatte. Vor einem Bild an der Wand blieb Therese schließlich grübelnd stehen: Wer das wohl sei mochte?

Woher kam denn plötzlich dieses undefinierbare knirschende Geräusch? Therese drehte sich leicht verwundert drein blickend zur Türe, just als die Connetable durch diese hindurch trat. Du meine Güte … wie kann man eine so hübsche Frau nur dazu zwingen, eine solche Montur zu tragen? , schoss es ihr bei diesem Anblick spontan durch den Kopf. Tradition hin oder her.

"Oh, nein, zum Glück blieb es mir bislang erspart, solch ein Ding zu tragen. Und ehrlich gesagt, beneide ich Euch nicht darum.", entgegnete Therese mit einem bemitleidendem Lächeln, als sie ihrer Gegenüber die Hand schüttelte. Noch siezte Therese Anielle doch schien diese eher wenig Wert auf Titel und übliche Höflichkeitsformen zu legen. Nun, damit hatte Therese kein Problem:

"Freut mich dich kennen zu lernen, Anielle. Ich bin Therese.", stellte sie sich also kurz vor und blickte leicht verdutzt drein, wegen der direkten Frage nach dem Eintrag in Wikipedia. "Der Absatz, der mich angreift?" Gab es da nicht vieles, was sie angreifbar machte, oder worauf wollte Anielle konkret hinaus? "Sprichst du gerade davon, dass man mich einst zu Unrecht im Gefängnis hat schmoren lassen? … Sollte diese Geschichte nicht endlich einmal verjährt und vergessen sein?" Über die Umstände, wie sie da hinein- und wieder hinaus gekommen war, hielt sich Therese am liebsten bedeckt, doch völlig leugnen würde sie ihre Vergangenheit wohl niemals können. Wobei sie natürlich völlig unschuldig gewesen war!!

< .. Haha ...ja ja die alte Geschichte … > Am liebsten hätte Therese mit gelacht, < ...wenn die Zeit im Gefängnis nur so lustig gewesen wäre....>

Aber darum ging es gar nicht. < … Ein Autor der sich ThiBa nennt? …> Die Buchstabenkombination wirkte derart vertraut, dass Therese spotan an eine bestimmte Person denken musste, so abwegig diese Assoziation auch sein mochte:

"Ach, diesen Eintrag meinst du …, jetzt musste Therese doch mit lachen: "Soll ich es leugnen? … Und wenn schon, was schert mich der Kommentar eines Neiders? Die Antwort hast du ja gerade selbst gegeben. Wir alle haben der Kaiserin viel zu verdanken.", fuhr Therese wieder etwas ernster aber voller Selbstbewusstsein in der Stimme fort: " Was schlägst du also vor? Kann man den Urheber irgendwie ausfindig machen?" Sicher könnte man das. Die Frage war nur was es brächte, ihn zu ermitteln und doch musste die Connetable einen Grund gehabt haben, weshalb sie genau darauf zu sprechen kam.

"Nun, wenn du das sagst, Anielle, … dann belassen wir es besser dabei. … Und nein ich habe heute noch nicht gefrühstückt. Von daher würde ich mich sehr freuen, dieses in deiner Gesellschaft nachzuholen", ging Therese auf die Empfehlung der Connetable mit einem bereitwilligen Nicken ein und ihre Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. Sie fühlte sich durchaus geschmeichelt, von einer jüngeren Frau als "erfrischend ehrlich" bezeichnet zu werden - von einer so hübschen noch dazu.

Die Einladung zum Frühstück nahm Therese jedenfalls gerne an, zumal es sich dabei leichter reden ließ. Die Connetable wollte also wissen, wie sie zu deren Vorschlägen im Konvent stehen würde?

"Du hast meine volle Aufmerksamkeit, Anielle, … also überzeuge mich, warum ich gegen Deine Vorschläge stimmen sollte?", entgegnete Therese augenzwinkernd auf die Frage der Connetable, wobei ihre Antwort unschwer erkennen ließ, auf wessen Seite sie gewillt war zu stehen. Eine so junge und hübsche Frau wie Anielle konnte eigentlich nur gute Vorschläge einbringen, oder täuschte sie sich da? Und wieder fiel der Name "Duroc" …welche Rolle er wohl dabei spielte?

"Den Seneschall habe ich im übrigen noch nicht persönlich kennen gelernt. Kannst du mir dennn sagen, wie er so ist?", beantwortete Therese die Frage wahrheitsgemäß und gleichermaßen von Neugier getrieben, denn es galt über besagten Duroc so viel in Erfahrung zu bringen, wie möglich.

Anielles Lachen klang erfrischend und unterstrich die Schönheit ihres Gesichtes. < Eine sehr sympathische Person>, dachte Therese während sie lächelnd den Worten der jungen Connetable folgte. <Und ein bisschen naiv vielleicht? Kann das sein?>, notierte sie gedanklich als sie hörte, wie Anielle über den Seneschall sprach. Das klang durchaus so, als würde hier gerade eine heimliche Bewunderin über ihr Idol sprechen und offen zu geben wie sehr sie ihn an himmelte.

Andererseits konnte es aber auch Taktik sein, schließlich hatte die Conneble ihren Posten sicher nicht umsonst inne! Therese mahnte sich also dazu auf der Hut zu bleiben, auch wenn sich das Gespräch gerade ziemlich entspannt zu entwickeln schien:

"Hmm, attraktiv, verbissen und fähig?! … Voller Leidenschaft und Energie also? … Nun, das ergibt durchaus ein sehr interessantes Exemplar von einem Mann. … Und die kurze lautet wie?", bewertete Therese die Aussagen schmunzelnd, ehe sie durch die Bestellung des Frühstücks kurz abgelenkt wurden.

Oder besser gesagt durch die Erscheinung jenes 2 Meter Adonis, der just den Raum betrat. < Du meine Güte. Sehen hier alle Wachen so aus>, ertappte sich Therese dabei wie ihre Augen langsam an dem Hünen auf und ab wanderten.

"Für mich bitte nur eine Tasse Kaffee … schwarz", fast hätte sie sich beim letzten Wort verschluckt angesichts der farblichen Assoziation zwischen Hautfarbe und Heißgetränk - mit Betonung auf "heiß".

Allerdings war Therese ja nicht hier um die Chippendales kennen zu lernen, sondern wegen der Connetable, also richtete sie ihre ganze Aufmerksamkeit sofort wieder auf Anielle: "Und wie steht Duroc so zu deinen geplanten Beschlüssen, Anielle? Oder muss man ihn erst noch überzeugen?", knüpfte sie wieder an das Thema von eben an und lauschte.

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"Heute? Arschloch, aber das ändert sich stetig."

Amüsiert musste Therese auflachen als sie die Kurzversion hörte. Dann wäre Duroc wohl ein weiteres Arschloch auf Erden:

"Oh, das kommt mir irgendwie bekannt vor und da fallen mir durchaus noch Andere ein, auf die Deine Kurzversion zu trifft", pflichtete sie aus eigener Erfahrung bei und wurde dann ebenfalls wieder etwas ernster, als Anielle von ihren Plänen berichtete.

"Sprichst du da gerade von einer militärischen Intervention? .. Ich meine so mit Einmarschieren und besetzen drum herum?", musste sie gleich einhaken, ob sie das richtig verstanden hatte. Die Beweggründe der Militärleitung respektive Anielle´s waren zwar nachvollziehbar, aber was wäre mit den Konsequenzen? "Outremer gegen den Rest der Welt? … Sind wir darauf vorbereitet?"

Nur beiläufig nahm Therese gleichzeitig die Bemerkung über Anielle´s Bruder zur Kenntnis und was aus ihm geworden war. Allerdings konnte sie sich nur noch vage an die Feinde ihres Ex erinnern und an den Hergang des Umsturzes: Dann stand dein Bruder also auf der Seite Robespierres? … Mein Ex hatte mir damals nicht viel über den Umsturz erzählt, nachdem er mich …du weißt schon …" Nachdem Talllien sie endlich aus dem Gefängnis befreit- und anschließend geheiratet hatte. Die Ehe währte allerdings nur kurz < Zum Glück!>

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"... sollte es mich eigentlich auch nicht belasten. Doch egal ..."

Das klang alles andere als danach, dass es Anielle tatsächlich nicht belastete Schließlich handelte es sich hier um ihren Bruder und nicht um irgendeinen entfernten Verwandten aus Übersee. Doch schien sie nicht gewillt, sich hier und jetzt ihren Gefühlen zu stellen. Therese respektierte das und sie kannte die Connetable (noch) zu wenig um einschätzen zu können, ob nicht vielleicht eine Schulter zum ausweinen genau das Richtige wäre, wonach Anielle im Grunde suchte. Später vielleicht, aber nicht jetzt!

Also überging Therese die Bemerkung bewusst, aber mit dem festen Vorsatz dem Ganzen irgendwann auf den Grund zu gehen, um sich stattdessen auf die geplante Militäraktion zu konzentrieren, welche Anielle gerade bildhaft mit Zinnfiguren vor ihr ausbreitete.

"Das klingt für mich nach einer strategisch sehr gut geplanten Vorgehensweise … ", bewertete Therese das Gehörte schließlich mit einem anerkennenden Nicken, obwohl sie im Grunde nur Bahnhof verstanden hatte. Dazu war sie einfach noch viel zu weit weg von all den politischen Ereignissen und Vorgängen, welche sich in der Zeit ihres aufgezwungenen Exils zugetragen hatten. Aber! … Anielle schien genau die richtige Person zu sein, wenn es darum ginge eine Krieg um jeden Preis mit militärischen Mitteln zu verhindern:

"… zumal die Folgen eines Bürgerkrieges in in der Tat fatal für die gesamte Zivilisation wären", schlussfolgerte sie daraus wiederum, dass man etwas tun musste um das Schlimmste zu verhindern. Mehr musste sie auch nicht wissen (oder verstehen) um zu entscheiden, denn dazu war sie schließlich da:

"Also meine Unterstützung hast Du, Anielle. … Und wen müssen wir noch davon überzeugen?" Im Konvent saßen schließlich noch Andere, die womöglich anderer Ansicht wären …

Wieder erstrahlte dieses wundervolle Lächeln auf dem Gesicht der jungen hübschen Frau. Ein Anblick, der ungleich schöner wäre, wenn nicht diese hässliche Rüstung sie entstellen würde. <Muss sie das wirklich andauernd tragen? Gibt es denn wirklich keine vorteilhafteren Uniformen? Wenn schon unbedingt Uniform, dann wenigstens ein hübsches Kostüm mit kurzem Rock, weißer Bluse, tailliertem Blazer und Schiffchen auf dem Kopf?> In Sachen Mode hatte das outremerische Militär definitiv Nachholbedarf, doch war Therese nicht als Modeberaterin hier sondern in ihrer politischen Funktion.

Also lauschte Therese aufmerksam und fühlte sich geschmeichelt, dass die Connetable augenscheinlich um ihre Unterstützung warb.

Jussac, beziehungsweise dessen Namen, kannte Therese bereits nachdem der Hilfswesir von Tamasq und Raqa gestern zufälligerweise in ihr Büro gepolter war. Und den anderen Namen hatte sie auf der Liste der Abgeordneten gelesen.

"Ich hatte leider noch nicht das Vergnügen …", antwortete Therese knapp und diplomatisch. Sicher kannte sie den einen oder anderen Abgeordneten von früher. Die Frage war nur, ob ihr diese "Beziehungen" heute im Konvent weiter helfen würden.

"Ich denke ich werde Letourneur mal einen spontanen Besuch abstatten um heraus zu finden, ob er mich besser leiden kann." Verschmitzt zwinkerte Therese der Connetable zu: "Am besten noch vor der Konventssitzung, sofern die Zeit dafür noch reicht", schlug Therese spontan die naheliegendste Möglichkeit vor.

Eine Garantie konnte sie natürlich nicht geben, aber eventuell konnte Anielle ja etwas mit dieser Information anfangen: "Du sprichst gerade von diesen Hilfswesir? Dem Sprecher der kasemuffischen Volksfront, Achmed al-Ibaba?", fragte Therese nach obwohl sie fast sicher war, dass es um den Kerl von gestern ging. Der war in ihrem Büro ja fast ausgeflippt wegen diesem einen Sitz im Konvent.

"Könnte seine Stimme nicht auch von Nutzen sein? Er und Jussac scheinen sich jedenfalls zu kennen", warf Therese eine Information sowie Option in den Raum. Eine Idee, bei der sie womöglich ein bisschen nach helfen könnte, schließlich wusste sie aus dem Mund des Hilfswesirs, dass Jussac ihm Unterstützung zugesagt hatte. <Ergo schuldet der Wesir ihm womöglich einen Gefallen und zweitens: > "Gestern hatte ich zufällig die Gelegenheit zu einem Plausch mit dem Hilfswesir. Ein sehr impulsiver Mensch, etwas antiquierte Ansichten in Bezug auf Frauen vielleicht, aber insgesamt durchaus zugänglich.", fasste Theree kurz ihre ersten Eindrücke von dem Muselmanen zusammen: "Ich könnte eventuell auf ihn einwirken. Und er wird sich sicher erkenntlich zeigen, wenn man in seinem Fall gnädiger Weise auf- statt abrundet. Was ist schon ein Sitz mehr, oder?

Erwartungsvoll blickte Therese in die Augen der Jüngeren und hoffte, dass ihre Zufallsbekanntschaft vielleicht weiter helfen könnte.

Ihre musternden Blicke waren der aufmerksamen Anielle anscheinend nicht entgangen. Therese schmunzelte leicht und korrigierte sich ein wenig in Bezug auf die Rüstung:

"Och, ich finde du kannst alles tragen, Anielle. Aber so eine Rüstung ist naturgemäß nunmal kein modisches Highlight. Und du sagtest vorhin ja selbst wie unbequem das Ding ist. Von der symbolhaften Seite her hatte ich es allerdings noch gar nicht betrachtet." < Eine moderne hübsche Jeanne d´Arc … > "Doch … so gesehen steht Dir das Ding sogar sehr gut!"

Das Schmunzeln wurde ein wenig breiter als Anielle erklärte welche Vorteile die Rüstung beim Besuch des Kardinals haben könnte.

"So so, … du willst mich also ganz allein zum Kardinal schicken, wohlwissend, was mich da erwarten wird. … Aber gut, Du bist die Kriegsherrin. … Hast du wenigstens noch ein paar Tipps für mich, wie ich den Besuch einigermaßen unbeschadet überstehe? Auch ohne Rüstung? … Gibt es etwas womit man den Kardinal ködern könnte?", fragte sie scherzhaft aber dennoch mit ernsten Hintergedanken nach, schließlich wollten sie beide ja etwas beim Kardinal erreichen.

"DIE Pully? … Natürlich kenne ich DIE. Zumindest von den Titelbildern. Persönlich hatte ich noch nicht das Vergnügen."

Therese rief kurz das Bild ins Gedächtnis, das sie von der Pully hatte:<DIE und der Kardinal?>. Wobei ihr noch nicht ganz klar war, was genau sie jetzt beim Kardinal erreichen sollte - oder konnte. <War das im übrigen nicht 19.2.5? Egal ...>

"Du meinst den Artikel über die Kleinodien, die es zu schützen gilt? … Mit einer solchen Reliquie könnte man also den Kardinal locker um den Finger wickeln. Vorausgesetzt man findet Eine." <Oder bastelt Eine> " … Und was genau, bezweckt er mit der Ernenung der Pully? Soll sie damit eine Art Heiligenstatus bekommen?", hakte Therese nach um sicher zu gehen, dass sie Anielle folgen konnte.

""Der Kaffee schmeckt übrigens sehr lecker. … So einen bräuchte ich im Büro ", lobte Therese beiläufig und ohne weiteren Gedanken den Kaffee, nachdem sie kurz daran genippt hatte, ehe er völlig kalt wurde. Vielleicht sagte sie da aber auch nur deshalb in der Sekunde, weil ihr beim gedanklichen Durchgehen der Gesichter zufällig jener Modelathlet im Gedächtnis geblieben war, der den Kaffee gebracht hatte.