Empire Outremer

Mittlerweile befand sich Artemis bereits seit einigen Wochen in der Obhut des Obersten Richters. Und wenn die junge Frsu ehrlich zu sich selbst war, dann hätte sie es durchaus schlimmer treffen können. Dann hätte er sie tatsächlich zu lebenslanger Haft hinter schwedischen Gardinen verdonnern können. Bei diesem Gedanken spürte Artemis wie ihr ein Schauer über den Rücken rieselte.

An diesem Tag also hatte sie den Obersten Richter in das Finanzministerium begleitet. Irgendeine Besprechung war die Antwort auf ihre Nachfrage. Gekleidet war die junge Frsu in einen eng anliegenden Rock, sowie eine cremefarbene Bluse. Glitzernde Ohrstecker schimmerten an ihren Ohren und ein elegantes Halsband schmiegte sich eng um ihren Hals. Von den lustvollen Ketten, die ihren Körper schmückten, wusste nur ihr Herr etwas.

Mit vorsichtigen Schritten stöckelte Artemis in Richtung der Damentoiletten. Der Tee drückte auf ihre Blase und so schloss sich die junge Frau im nächsten Moment in einer der Kabinen ein. Erleichterung machte sich in ihr breit. Mit rosigen Bäckchen verließ Artemis die Kabine, stöckelte hinüber zu den Waschbecken und begann die Hände mit Seife einzureiben. Der anderen Frau schenkte Artemis lediglich einen knappen Blick aus dem Augenwinkel.

Geräuschvoll prasselte das Wasser aus dem Hahn in das Becken. Während Artemis ihre seifigen Hände darunter hielt. Leichte reibende Bewegungen ihrer Hände und die Seife war auch schon abgewaschen. Mit bedächtigen Bewegungen drehte Artemis das Wasser ab und griff sich einige Papierhandtücher aus dem Spender. Verdammt! Wieso trockneten diese Papierhandtücher nicht richtig? Mit einem tonlosen Seiufzen drehte sie sich auch schon herum, dem Waschbecken den Rücken kehrend. Da spürte sie wie sie grob am Kragen der Bluse gepackt wurde und beinahe auf ihren hochhackigen Pumps den Hslt verloren hatte.

“Was faselst du da für 'n Bullshit?!“
Fauchte Artemis und bemerkte gar nicht das sie wieder in ihren Gossen-Slang hinein gerutscht war. Was sie aber deutlich bemerkte war der Lufthandtrockner der sich grob in ihren Rücken bohrte und Artemis leise aufwimmern ließ. Zugleich versuchte sie die Hand der Fremden von ihrer Kehle zu entfernen, indem sie ihre Nägel in deren Handrücken krallte.

“Mich hat niemand geschickt. Aber wenn du kein Problem haben möchtest dann lässt du mich jetzt sofort los. Der Oberste Richter wird nicht erfreut sein wenn mir etwas passiert.“
Mit einem süßen Lächeln auf den Lippen flötete Artemis diese Worte beinahe an das Ohr ihres Gegenübers.

Als sich der Griff der Unbekannten nicht lockerte. Im Gegenteil ehet fester wurde, verengten sich Artemis Augen deutlich. Wer war diese Person und was gab dieser Person das Recht so mit ihr umzugehen? Oh. Das würde sie ihrem Herrn berichten und dann würde sie verhört werden und in das Gefängnis kommen.

Bei diesem Gedanken lächelte die junge Blonde tatsächlich leicht. Doch nur bis zu dem Moment, als sie sich plötzlich auf dem Handtrockner sitzend wiederfand. Zum Glück war dieser aus. Die Frage war jedoch wie lange noch.

Als sie im nächsten Moment durch einen kräftigen Stoß gegen die gekachelte Wand der Toilette gedrückt wurde, blieb Artemis tatsächlich für einige wenige Sekunden die Luft weg.
“Ich weiß nicht was du von mir willst. Ich kenne dich nicht. Und ich bitte dich mich augenblicklich...“
Das Ende des Satzes konnte Artemis nicht mehr aussprechen. Denn da öffnete sich die Toilettentüre. Vielleicht war es ihr Herr der nach ihr zu suchen begonnen hatte? Was relativ unwahrscheinlich war. Denn Artemis hatte gesehen in welchem Konferenzzimmer der Oberste Richter verschwunden war. Und Mittagspause war noch lange nicht.
“Lass mich sofort los!“
Forderte die junge Frau und starrte ihr Gegenüber mit verengten Augen an.

Verdammt. Wieso hatte die Person vor der Türe einen Rückzieher gemacht? Aber vielleicht bekam Artemis noch ihre Chance. Denn es gab bestimmt weitere Menschen in diesem Ministerium die eine schwache Blase hatten. Zumindest erhoffte sich dies die junge Frau.

Die kräftigere Frau lockerte ihren Griff keinen Milimeter. Im Gegenteil. Artemis spürte die gekachelten Fliesen deutlicher in ihrem Rücken. Und als wäre dies noch nicht genug, betätigte die ihr Unbekannte den Regler des Handtrockners. Kräftige Luft strömte Artemis entgegen und ließ sie unruhig werden.

“Gehört? Ich habe gar nichts gehört. Ich warte hier nur.“
Sprudelte es über Artemis Lippen. Während sie sich gegen den Griff der Frau zur Wehr setzte und versuchte ihr Handgelenk beiseite zu drücken.

Für einen kurzen Moment bekam es Artemis tatsächlich mit der Angst zu tun. Diese Frau wurde ihr unheimlich und auch das sie ihren Griff nicht lockerte, versetzte Artemis sichtlich in Unruhe. Somit war es nicht verwunderlich das die Blonde unruhig hin- und her zu rutschen begann.

“Was... was wollt ihr von mir?“
Wimmerte Artemis auf einmal und starrte ihr Gegenüber mit großen Augen an. Als sie dann zweimal äußerst kräftig gegen die gekachelte Fliesenwand gestoßen wurde. Verstummte sie augenblicklich und biss sich auf die Unterlippe.

Als die Unbekannte den Regler des Handtrockners noch eine Stufe höher stellte, rutschte Artemis tatsächlich unruhiger herum und versuchte sich gegen die fremde Frau zur Wehr zu setzen.

“Warum macht ihr das mit mir?“
Flüsterte Artemis mit erstickter Stimme und spürte wie die Wärme über ihre Haut kroch und die Blonde immer wieder leise zum wimmern gebracht wurde.

“Tut mir Leid, wenn ich zu viel geplappert habe.“
Entschuldigte sich die Blondine und senkte ihren Kopf. Unbeweglich verharrte Artemis auf dem Trockner sitzend, während die Hitze über ihre Haut glitt und sie dann schließlich doch zum wimmern brachte.

“Ich... ich verrate niemandem etwas.“
Beeilte sich Artemis hastig hervor zu stoßen und blickte mit großen Augen zu der Blonden empor. Als sie von Anielle losgelassen wurde, rutschte sie langsam von dem Händetrockner und warf ihr einen raschen Blick entgegen.

“Ihr müsst mir glauben. Ich verrate nichts.“
Flüsterte Artemis und setzte sich in Bewegung. Um sich unauffällig zwischen Anielle und das Waschbecken zu schieben.
“Bitte.“
Bat die Blondine mit leiser Stimme.

Mit großen Augen blickte Artemis der Blonden nach und erzitterte innerlich. Ihre letzten Worte hatten wie eine Drohung geklungen. Und so starrte Artemis die geschlossene Toilettentüre für einige wenige Augenblicke einfach nur an. Um ihre wirren Gedanken zu ordnen.

Ob sie der Blonden noch einmal über den Weg laufen würde? Aber deren Worte hatten so ernst geklungen. Um sich von diesen Gedanken zu befreien, schüttelte Artemis ihren Kopf, spritzte sich Wasser ins Gesicht und verließ im nächsten Moment die Toilettenräumlichkeiten.

Hoffentlich wartete der Oberste Richter nicht bereits auf sie. Auf den Fluren konnte Artemis ihren Herrn, zum Glück, nicht entdecken. Und so ließ sie sich auf dem bequemen Sitzmöbel nieder, schlug ihre langen Beine übereinander und wartete.