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Freitag, 14. Februar 2020, 13:16

Privataudienz für Lord Reis

Der Besucher würde sicher in den Raum geführt wenn er sich denn im Palast einfände. Die Kaiserin würde ihn auch nur kurz warten lassen, sie war ja schließlich nett.

Lord Reis

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Freitag, 14. Februar 2020, 15:29

Hin und her und hin und her... auf keinem anderen Besuch wurde ihm bisher vor lauter Ortswechseln fast schwindelig. Er beschloss, dass das Gespräch mit der Kaiserin auch sein letzter offizieller Programmpunkt für seinen hiesigen Aufenthalt wäre. Und doch ging ihm die Party vom Vor-Vorabend nicht aus dem Kopf, die Prinzessin Leonor, ihre Zofe... was würde die Prinzessin zu den Plänen für Anturien sagen? Und wie stand die Kaiserin dazu?

Am späten Vormittag traf Reis - frisch geduscht und umgezogen, aber wie üblich ausgestattet mit seinem treuen Universalsakko - mal wieder im Palast ein. Auch wenn er hier nun zum dritten Mal innerhalb von anderthalb Tagen war, hatte er nicht das Gefühl, sich auszukennen. Also meldete er sich nach der diesmal sehr knapp ausgefallenen Personenkontrolle am Eingang an bzw. ließ sich anmelden, um ins Audienzzimmer der Kaiserin geführt zu werden.

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Dienstag, 18. Februar 2020, 10:34

Lord Reis wurde in das Audienzzimmer geführt wo ihn Kaffee und verschiedene Kaltgetränke erwarteten. Die Kaiserin war noch nicht zu sehen, würde aber sicher gleich auftauchen. Wobei "gleich" für Frauen ein eher dehnbarer Begriff war. Nach 15 Minuten schaute jemand vorbei, veschwand wieder und kam bald darauf mit einer Bonbonniere voller Colorado zurück.

"Einen Moment noch, Ihre Mahestät ist noch in einem anderen Termin."

Formlich ging anders, aber was will man machen.

Lord Reis

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Dienstag, 18. Februar 2020, 11:49

Während er wartete, schaute Reis immer wieder konzentriert auf sein Handy. Für Außenstehende müsste es so aussehen, als würde er hochwichtige Mails schreiben oder Termine koordinieren. Vielleicht tat er das zwischendurch auch. Meistens allerdings schickte er seinem König und seiner Tochter Selfies aus dem Audienzzimmer - ein beliebtes Ritual, während er wartete.

Und so ganz nebenbei fragte er sich, ob wohl auch Prinzessin Leonor irgendwann mal hier sein würde. Er hatte sie gestern nicht gesehen, ebensowenig ihre Zofe, und fand dies ein bisschen schade.

<One beer, two beer, three beer, HEY>
"HEY!"

Das "Hey" dachte und sang er gleichzeitig.

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Dienstag, 18. Februar 2020, 15:39

Mit Absolvierung meiner morgendlichen Fitnessübungen und der darauf folgenden heißen Dusche war das Tagesprogramm für heute fast schon erledigt. Nur noch ein Pflichttermin, dann würde ich den restlichen Tag mit Wellness ausklingen lassen. Eine Kaiserin musste schließlich auch mal an sich selbst denken und heute war einer dieser wenigen Tage, an denen ich mir die Freiheit nahm, die mir zustand. Ich freute mich also schon sehr auf mein Eselsmilchbad, dem anschließenden Kokosöl-Zucker-Honig Peeling, gefolgt von einer Ganzkörper-Reflexzonenmassage sowie einer zweistündigen meditativen Yogasitzung bei Meister Sri Swami Dayananda Saraswati. Zuvor musste ich allerdings noch einen lästigen Pflichttermin über mich ergehen lassen, zu dem ich nun unterwegs war.

<Wen treffe ich noch gleich nochmal?> ein Blick auf den Kalender meines Handys schaffte Klarheit. <Ach ja. Lord Reis, Außenminister von Pottyland, na dann auf die guten Beziehungen … >

Mit diesem Vorsatz und erstaunlich gut gelaunt (wegen dem was der Tag noch bereit hielt) betrat ich also den Audienzsaal, gehüllt in meine rauschenden kaiserlichen Gewändern, aus denen ich hoffentlich alsbald wieder befreit wäre, um endlich mein Wellnessprogr … <Aber zurück zum Pflichtprogramm .. >

Freundlich lächelnd betrat ich also den Audienzsaal durch die kaiserliche Hintertür und näherte mich ebenso hinterrücks dem wartenden Gast. Dieser schien augenscheinlich auf etwas in seiner Hand zu starren. Sehr wahrscheinlich ein Handy. Ob er mich schon bemerkt hatte? Offenbar nicht, oder was sollte dieser ulkige Laut gerade werden, ein Lied oder grüßte man gar so in Pottyland?

"Hey auch! … "

grüßte ich also laut vernehmlich zurück, die fremdartigen Sitten respektierend und fügte die nötigen Einleitungsfloskeln an, um das Gespräch in Schwung zu bringen (ehe die Eselsmilch kalt würde):

"Beziehungsweise ...Bonjour, wie man bei uns zu sagen pflegt. … Lord Reis! Es ist mir eine Freude Sie kennen zu lernen. Warten Sie schon lange und wie war überhaupt Ihr Aufenthalt bis dato?"
Valerie Beauharnais de Brion
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Lord Reis

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6

Dienstag, 18. Februar 2020, 20:31

Er zuckte kurz zusammen, freute sich aber über die freundliche Begrüßung der freundlich dreinblickenden Kaiserin. Sofort steckte er sein Handy weg und reichte ihr mit einem ehrlichen Lächeln die Hand

"Hey! Ähm, ich meine: Bonjour, werte Kaiserin. Es freut mich, Sie kennenzulernen."
Die folgenden Höflichkeitsfloskeln ratterte er relativ schnell herunter:
"Mein Aufenthalt war interessant und abwechslungsreich, ich konnte viele interessante Leute kennenlernen und habe zum krönenden Abschluss noch die Ehre eines Gesprächs mit Ihnen. Und ich konnte meine Briefmarkensammlung erweitern. Das nenne ich "erfolgreich"."

Mit einem Deut in Richtung zweier gemütlich aussehender Sessel sagte er wie selbstverständlich:
"Bitte, setzen Sie sich doch. Trinken wir etwas und plaudern wir ein wenig. Natürlich kein belangloser Smalltalk - ich denke, das haben wir hinter uns gebracht, sobald jeder gesagt hat, was er trinken möchte. Gemeinsam auf Drei:
Eins...
Zwei...
Drei - Wasser für mich bitte.
"


Er hatte den Eindruck, die Kaiserin würde seinen Humor verstehen. Schließlich war sie mit Prinzessin Leonor verwandt, die seinen Humor mochte - das sagte sie jedenfalls.
Auch den Hinweis auf die Lästigkeit des Smalltalks sagte er ehrlich lächelnd. Denn er hasste tatsächlich dieses relativ belanglose Blabla, aber er war deswegen nicht so verbittert wie einige der Leute, die er auf seinen Reisen schon traf.

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Dienstag, 18. Februar 2020, 22:29

"Schön zu hören, dass Ihr Besuch so "erfolgreich" verlaufen ist, Lord Reis und Sie überdies Ihre Sammlung erweitern konnten."

Entgegnete ich weiterhin freundlich lächelnd und ohne eine Miene zu verziehen, während mir die Ehre zu Teil wurde die dargebotene Hand des Außenministers zu schütteln. War ich so altmodisch, oder hatte nur der Hofzeremonienmeister wieder einmal komplett versagt? Oder warum kam ich mir gerade vor, als wäre ich der Gast hier und nicht umgekehrt. Es lag wohl daran, dass Lord Reis mir einen Platz anbot und er die Bestellung der Getränke übernahm, obwohl dies zu tun eindeutig mir oblag, aber ich beklagte mich auch nicht. Im Gegenteil empfand es durchaus erfrischend und amüsant, die ausländischen Sitten und Trinksprüche zu studieren. <Drei ...zwo ...eins …>

"Ich würde dann ebenfalls gerne ein Wasser nehmen, wenn dies möglich wäre?"

Die Frage richtete ich (nicht ohne dabei zu schmunzeln) eindeutig in Richtung der anwesenden Dienerschaft, die sich wahrscheinlich schon wunderte wer heute hier die Anweisungen gab. Aber zurück zu meinem Gast - oder sollte ich besser sagen: <zu meinem Gastgeber?>

"Lord Reis! … Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich mich sehr über Eure Anwesenheit freue und Sie ein stets willkommener Gast in unserem Land sind. Wie sie allerdings selber sagen, haben wir den Smalltalk längst hinter uns und von daher würde mich brennend interessieren, welche Anliegen sie an mich haben und weswegen wir heute hier so gemütlich beisammen sitzen. Denn weder möchte ich Ihre wertvolle Zeit über Gebühr beanspruchen, noch lässt mir leider mein voller Terminkalender die Zeit, um Ihre - mit Sicherheit - sehr ansehnliche Briefmarkensammlung zu bewundern."

Ich kam ohne Umschweife zum Kern unseres Treffens, schließlich hatte ich heute ja noch einiges vor! Nichtsdestotrotz schenkte ich dem Außenminister mein schönstes und aufmerksamstes Lächeln - gelernt war schließlich gelernt.
Valerie Beauharnais de Brion
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8

Dienstag, 18. Februar 2020, 22:47

Hach, wie erfrischend dieses Gespräch schon jetzt war. So eine angenehme Gesprächsatmosphäre hatte er seit seiner Ankunft noch nicht erlebt.
Sicher, der Seneschall hatte ihn auch sehr freundlich empfangen - aber hier war eine gewisse Herzlichkeit dabei. Sie schienen auf einer Wellenlänge zu sein.

"Genau, denn der sinnlosen Worte werden schon immer so viele gewechselt. Manche reden stundenlang, ohne etwas zu sagen - und vielen bleiben die Worte deswegen im Hals stecken. Darum will ich auch gar keine großen Umschweife machen, denn wie Sie schon sagen - Zeit ist kostbar. Die mit leeren Worthülsen zu füllen, wäre eine Verschwendung, ja, fast schon ein Affront an die Zeit und die Worte an sich! Und wer möchte sich schon mit der Zeit anlegen, die sowieso immer gewinnt - über kurz oder lang?
Und darum, werte Kaiserin, komme ich ohne große Worte, ohne lange Ausschweifungen, ohne große Vorbemerkungen oder lange Reden direkt zu des Pudels Kern, der Quadratur des Kreises oder - wie man in einigen Teilen der Welt sagt - zum Punkt. Denn ich möchte Sie nicht vom Lord zum Reis* schicken, ohne Ihnen direkt und unverblümt zu sagen, was in dieser illustren Runde wichtig ist.
"


*Hierbei handelt es sich um ein pottyländisches Sprichwort, das mit den vielen Vornamen des Lords zusammenhängt (135 an der Stück). Wenn man jemanden "vom Lord zum Reis" schickt, hat man ihm zwar viel erzählt, derjenige ist aber im Ergebnis nicht weitergekommen.

Er zwinkerte der Kaiserin zu und hoffte, dass er die Gefolgschaft mit diesem Redeschwall so sehr eingelullt hatte, dass sie sich so wenige Gedanken wie möglich machen würden, nachdem sie das Wasser gebracht hätten. Nachdem er als Gentleman der alten Schule der Kaiserin den Stuhl hinhielt und ihn, sobald sie saß, zurechtrücken würde (falls sie es zuließe), würde er sich selbst setzen und fortfahren.

"Madame de Valois, wie stehen Sie zu Anturien?"

Seine Gesichtsmuskeln waren dieses Dauerlächeln gewöhnt, sonst würde er mittlerweile anfangen, zu verkrampfen. Doch es lag trotz dieser bewusst offenen Frage weiterhin seelenruhig auf seinem Gesicht und ruhte nur, als er einen Schluck Wasser trank.

9

Mittwoch, 19. Februar 2020, 07:02

Die Eloquenz des Außenministers war beeindruckend! Allerdings machte ich mir Sorgen um die Temperatur meines Eselsmilchbades und zudem bekam ich langsam Kopfschmerzen, da ich gezwungen war konzentriert an seinen Lippen zu hängen, um nicht die Kernaussagen seiner Worte zu verpassen: <Vom Lord zum Reis? …> Welch geflügeltes Sprichwort mochte sich wohl dahinter verbergen? Ich wollte gar keine Erklärung und doch hoffte ich irgendwie darauf.

Sei´s drum! Zumindest in einem Punkt wurde meine Neugier gestillt, nämlich bei der Frage, was der Außenminister nun eigentlich von mir wollte - beziehungsweise erwartete.

Nun galt es aufzupassen was ich sagte. Anturien glich schließlich einem Pulverfass um das herum sich die übrigen Länder scharten - mit der Lunte in der Hand. Outremer´s Pläne für Anturien kannte ich natürlich, wobei vieles noch als Geheimsache galt. Doch wie mit allen geheimen Sachen, blieben sie es oftmals nicht lange, trotzdem hielt ich es für besser mich eher unwissend neutral als anders herum zu geben:

"Anturien ist ein schönes Reiseziel, ein wichtiger Handelspartner und vieles mehr. Nur leider entwickelt sich die politische Lage in letzter Zeit etwas Besorgnis erregend, aber da erzähle ich Ihnen sicher nichts neues. Ich nehme an mit der Entwicklung beschäftigt man sich auch in Pottyland und sicherlich gibt es mit ein konkreten Anlass, weshalb Sie, werter Lord Reis, heute hier sind und mich gerade auf dieses heikle Thema ansprechen."

Ich verstummte und blickte stattdessen erwartungsvoll und fragend in die Augen des Außenministers.
Valerie Beauharnais de Brion
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Lord Reis

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Mittwoch, 19. Februar 2020, 08:03

Es schmeichelte ihm, dass sie offenbar an seinen Lippen hing. Sie erschien ihm recht jung für eine Kaiserin - nicht viel älter als die Prinzessin -, strahlte aber eine souveräne Gelassenheit und Weisheit aus, die der Position angemessen war. Dass sie dabei auch noch freundlich war und so offen auf seine Frage antwortete, unterstrich die angenehme Gesprächsatmosphäre.
Da er seine Frage sehr allgemein gehalten hatte, war die Antwort auch entsprechend oberflächlich. Aber das war okay, er konnte ja Folgefragen stellen.

"Ich selbst war dort noch nie und Anturien liegt nicht wirklich im pottyländischen Einflussgebiet. Es ist ja mehr oder weniger von Dreibürgen umgeben und es gab noch nie wirklichen Kontakt. Von der politischen Lage dort weiß ich nur durch Ihren Seneschall - netter Mann, der Herr Duroc übrigens - und der hatte mir auch von etwas erzählt, worüber ich letzten Abend ein wenig nachdenken und recherchieren konnte.
Herr Duroc meinte, Outremer habe vor, eine Art "Friedensmission" nach Anturien zu entsenden, um den Bürgerkrieg dort zu beenden. Allerdings klang es für mich ein wenig so, als wolle man in ein fremdes Land einfallen. Dieser Eindruck wurde durch die Connetable, Madame Saint-Just, noch ein wenig verstärkt.
Egal, wie man es jetzt wahrnehmen möchte - das Entsenden von Truppen in ein anderes Land ist immer etwas, das von sehr vielen Staaten kritisch beäugt wird. Viele Staaten - unter anderem Pottyland - halten davon überhaupt nichts.
"


Er machte eine kurze Pause, um die Worte wirken zu lassen und einen Schluck Wasser zu trinken. Dabei beobachtete er aufmerksam die Reaktion der Kaiserin.

"International werden die Pläne teilweise schon als "Kriegstreiberei" bezeichnet. Ich bitte Sie inständig darum, die Folgen für Outremer, für die internationale Gemeinschaft und für die Bevölkerungen Outremers und Anturiens zu prüfen. Es gibt Staaten, denen traue ich durchaus sogar einen Präventivschlag gegen Outremer zu, wenn sie von den Plänen Wind bekommen sollten. Es geht hierbei um Menschenleben, egal ob zivil oder militärisch. Dass es im Extremfall zur diplomatischen Isolation Outremers und der Länder, die sich daran beteiligen, führen könnte, brauche ich nicht zu betonen."

Sein freundliches Lächeln ist zu einem sorgenvollen Gesicht geworden. Er möchte der Kaiserin und Outremer nichts Böses, im Gegenteil.

"Natürlich werden Sie dies ausführlich mit Ihren Verantwortlichen besprochen haben - mit der Connetable, mit dem Seneschall... Ich biete Ihnen hier den Blick eines gut vernetzten Diplomaten mit jahrelanger Erfahrung, der so manchen internationalen Konflikt miterlebte. Dass ich aus einem Königreich komme, das manche als "militant pazifistisch" bezeichnen würden, spielt hierbei nur marginal rein. Und glauben Sie mir: Der internationalen Gemeinschaft ist es egal, wie nobel Ihre Absichten sein mögen und wie sehr Sie sich historisch Anturien gegenüber verbunden fühlen. Dort sieht man die Handlungen, die letzten Endes erfolgen. Und es macht auch aus meiner Sicht keinen Unterschied, ob man Menschen aus Bosheit tötet, oder ob man Menschen mit einer noblen Intention tötet. In beiden Fällen tötet man Menschen."

Er legt die Fingerspitzen aneinander und lehnt sich etwas vor.

"Ja, es ist ein heikles Thema. Und es ist nicht meine Aufgabe, Sie von irgendetwas zu überzeugen. Sie führen Ihr Land und Sie treffen Ihre Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen. Ich sehe es als meine Aufgabe, Ihnen eine andere Sichtweise zu eröffnen und sie Ihnen nahe zu legen. Was Sie daraus machen, das müssen Sie letzten Endes entscheiden."

Mit diesen Worten beendete er seinen Redefluss, verharrte jedoch in der vorgebeugten Position mit aneinander gelegten Fingerspitzen und sorgenvollem Gesichtsausdruck. Er wollte dadurch der Kaiserin zusätzlich signalisieren, dass er seine Worte genau so meinte, wie er sie sagte. Was für Pläne andere Staaten hatten, konnte er nicht wissen, doch Lucy Auch meldete ihm gestern Abend noch, dass sich in Futuna "etwas bewegen" würde. Vielleicht war es nur ein umgefallener Sack Reis. Vielleicht war es aber auch etwas ganz anderes.

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Mittwoch, 19. Februar 2020, 22:12

<Ja … Ja … der gute Seneschall … was täte ich nur ohne ihn? …Wahrscheinlich täte ich gut daran mir möglichst bald Gedanken darüber zu machen. >

Dachte ich so bei mir als Lord Reis erwähnte welch ein "netter Mann, der Herr Duroc" doch sei. Des weiteren fragte ich mich, was ich hier eigentlich machte, schließlich hatten der nette Herr Duroc und die Connetable dem Außenminister bereits alles über unsere geplante "Friedensmission" erzählt. Viel gebracht hatte es augenscheinlich jedoch nichts, oder warum musste ich mir zum wiederholten Male anhören, welch weitreichende Folgen das Vorhaben für Outremer haben wird.

<Weil ich die Kaiserin bin? Diejenige, welche am Ende die Entscheidungen treffen muss? Die kriegslüsterne Böse also, die für den Tod von tausenden - wenn nicht gar Millionen von - Unschuldigen verantwortlich gemacht werden wird? … Warum tue ich mir das eigentlich an?>

Ich drohte in meinen Gedanken abzuschweifen, doch äußerlich folgte ich natürlich aufmerksam den Ausführungen von Lord Reis, nickte hie und da verständnisvoll und wiegte den Kopf nachdenklich, so als würde ich ernsthaft über seine Argumente nachdenken. Doch ändern würde das natürlich nichts an dem Lauf der Dinge, die längst entschieden- und angestoßen waren.

<So langsam wird es Zeit … >

Der Redeschwall des Außenministers versiegte und nun war es wohl an mir ein paar salbungsvolle Worte zu finden. <Der guten Beziehungen wegen?> Wobei ich mich fragte, welchen Nutzen gute Beziehungen zu einem - wie sagte Lord Reis noch gleich? - "militant pazifistischem" Land wohl wären. Eher wenig hilfreich, doch würde ich mich hüten dem Außenminister hier und jetzt vor den Kopf zu stoßen, weshalb ich folgende Worte fand:

"Ich bin Ihnen wirklich dankbar, Lord Reis, dass Sie heute hierher gekommen sind, um mich über die möglichen Konsequenzen und Risiken aufzuklären, die eine solche Friedensmission mit sich bringen wird. Mir ist ebenfalls bewusst, dass nicht jedermann unsere wohlwollenden Absichten also solche erkennen mag - oder will, doch was wäre die Alternative? … "

Nun machte ich eine dieser wirkungsvollen Pausen, allerdings nur für mich, um einen Schluck von dem Wasser zu kosten, welches Lord Reis freundlicher Weise für mich bestellt hatte.

"Sollen wir weiter nur zusehen, wie das politische Chaos in Anturien wächst? … Oder sollen wir gar weg sehen? So als ginge es uns nichts an. …Das könnten wir natürlich tun … und zusehen …und abwarten und weiter nur zusehen … und weg sehen. Das tun wir so lange, bis irgendwann das Chaos eine derartige Dimension angenommen hat, dass die Folgen und Konsequenzen daraus ungleich höher sein werden, als bei einer sofortigen Intervention. …Wollen Sie wirklich weiter warten? … Ausgerechnet ein Land, wie Pottyland, das sich selbst als militant pazifistisch bezeichnet? … Sie haben völlig Recht und ich bedauere es sehr: Es werden viele unschuldige Menschen sterben müssen. Aber nur da sitzen und weiter zusehen wie das Chaos von Tag zu Tag unberechenbarer wird, … das ist zumindest für mich und unser Land keine Option. Vielleicht sollten Sie diese Sichtweise selbst einmal in Betracht ziehen ehe sie entscheiden, auf welcher Seite sie stehen wollen. … Oder haben Sie gar eine bessere Lösung, um dem fortschreitenden Machtvakuum in Anturien Einhalt zu gebieten?"

Nun beugte ich mich meinerseits ein wenig vor, um dem Außenminister zu signalisieren, dass ich es nicht minder ernst meinte wie er. Allerdings war ich mir durchaus bewusst, dass sich Fronten nicht einfach so in einer Viertelstunde klären ließen und wir möglicherweise nicht zum letzten Mal über dieses heikle Thema gesprochen haben.
Valerie Beauharnais de Brion
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Lord Reis

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Donnerstag, 20. Februar 2020, 01:04

Reis hörte aus den Worten der Kaiserin genau das raus, was er erwartet hatte: Durch die wahrscheinlich ständige Wiederholung der Notwendigkeit einer militärischen Intervention war sie selbst mit diesem Gedanken dermaßen schwanger gegangen, dass sie keine Alternativen mehr sah. Das war natürlich auch eine Art Taktik, die er häufig erlebte und die man auch gerne bei ihm versuchte. Es war kein Zufall, dass er innerhalb kürzester Zeit mit drei verschiedenen Leuten über das gleiche Thema sprach.
Er glaubte nicht, dass die Kaiserin leicht beeinflussbar war. Dafür wirkte sie viel zu intelligent und belesen. Doch er wusste, welche Macht die engsten Regierungsmitglieder auf die Meinungsbildung haben konnten, gerade wenn zwei scheinbar konkurrierende Posten am gleichen Strang ziehen.

"Sehen Sie - ich bin der festen Überzeugung, dass es immer einen anderen Weg gibt. Versagt die Diplomatie, versagt alles.
Soweit ich weiß, gibt es in Anturien mehrere Gruppen, die allesamt einen Anspruch auf die Macht erheben oder gewisse Gebiete regulieren. Warlords oder wie man sie auch nennen darf. Stimmen meine Informationen da?
"


Natürlich konnte man es nicht bloß auf die Warlords herunterbrechen. Es gab viele Bezeichnungen für die Anführer der Splittergruppen. Doch ihm war daran gelegen, es so simpel wie möglich zu halten.

"Ich frage mich natürlich: Was wollen diese Menschen? Wollen Sie das Land regieren? Wollen Sie anarchische Zustände? Oder haben sie ganz andere Ziele?
Die meisten von ihnen dürften nur kurzfristig planen - maximal mittelfristig. Aber wirklich langfristige Pläne können und wollen diese Leute in der Regel nicht schmieden, da sie morgen schon tot sein könnten.
"


Er leerte sein Wasserglas - der Pause wegen und weil jetzt ein wichtiger Abschnitt kommen sollte.

"Herr Duroc und Frau Saint-Just haben mir beide nichts von Gesprächen mit den entsprechenden Splittergruppen erzählt. Das wäre mein erster, ergebnisoffener Ansatz: Gemeinsam mit der Staatengemeinschaft Informationen über die Verantwortlichen sammeln und diese allesamt auf neutralem, aber gut geschütztem Boden zu Gesprächen einladen. Nicht alle gleichzeitig natürlich, erst einmal alle einzeln.
Hierbei herausfinden, was sie wollen und - noch wichtiger - wie weit sie gedacht haben.
"


Er lehnte sich zurück.

"Sie wissen wie jeder Mensch mit Verstand, dass man Überzeugungen und wahre Intentionen durch die richtigen Denkanstöße herauskitzeln kann. Keine Fragen - Denkanstöße. Diese Leute müssen selbst auf den Gedanken kommen, dass das, was sie tun und vorhaben, totaler Wahnsinn ist. Erst dann kann man einen weiteren Schritt gehen und gemeinsam Alternativen ausloten, ein Machtgefüge simulieren und bereits im Rahmen der Planung die Kooperationsfähigkeit aller auf Herz und Nieren prüfen.
Das ist ein langwieriges Unterfangen, ja. Es ist anstrengend, es kann zermürbend sein und der Ausgang ist ungewiss. Keine Frage.
"


Er lehnte sich wieder vor.

"Doch genau diese Vorgehensweise unterscheidet weise und entwickelte Nationen wie Outremer von Barbaren wie... Nun, Sie kennen selbst garantiert genügend Beispiele dafür."

Nachdem dieser Punkt in den Raum gestellt wurde, blieb noch ein weiteres Anliegen, das in dem Zusammenhang relevant ist. Um dieses zu verdeutlichen, zog er ein Tablet aus seinem AuMi-Sakko, auf dem die aktuelle Weltkarte geöffnet war.

"Natürlich wird es Leute geben, die sich fragen, welche Rolle Pottyland wohl in der Welt spielen mag, dass ihr Vertreter ein so wichtiges Thema mit der Kaiserin Outremers bespricht.

Naja, die Antwort kann auf vielen Ebenen gegeben werden. Die naheliegendste ist wohl die geographische Ebene - wir sind mehr oder weniger der Mittelpunkt der Welt auf allen Weltkarten der CartA. Die Schifffahrt an Südantica, bis nach Nerica oder Astor, führt in geschätzten 80% aller Fälle durch unsere Hoheitsgewässer, genauer gesagt unsere Wirtschaftszone. Dazu gibt es viele Absprachen und ich sehe es als geduldet an, sofern vertraglich eine wirtschaftliche Zusammenarbeit vereinbart ist. Eine solche Klausel findet sich in unserem Grundlagenvertrag beispielsweise nicht.

Fjördstovien an unserer Nordostküste ist zudem ein wichtiger Umschlaghafen. Und auch wenn wir ein relativ kleines Inselkönigreich mit einem einzigartigen Sinn für Humor sind, der nicht allerorts geteilt wird, so sind wir doch gut verknüpft. Langjährige Beziehungen zu Turanien, Futuna, dem Medianischen Imperium oder Tír Na nÓg bedeuten nicht bloß, dass wir schöne Verträge ausgehandelt haben - nein, diese Beziehungen bestehen aufgrund des gegenseitigen Respekts für die jeweiligen Errungenschafen und Eigenschaften der Länder oder Verbünde. Unser Wort wird geschätzt, gehört und respektiert. Insbesondere unser König wird nicht nur national, sondern auch international als sehr gewissenhaft, weise und gerecht wahrgenommen.
"


Alle Angaben verdeutlichte er hierbei an seinem Tablet, da das Vorstellen der geographischen Situation mit Problemen verbunden sein kann. Eine Visualisierung hilft hier immer.

Ihm ist zwar bewusst, dass er die Kaiserin nicht hier und heute wird umstimmen können. Aber vielleicht kann er immerhin einen wichtigen Denkimpuls liefern.

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Freitag, 21. Februar 2020, 08:45

Lord Reis war ein Diplomat wie aus dem Bilderbuch und seine Wortgewalt bewundernswert. Ich war wirklich angetan von seinen Ausführungen und durchaus versucht, den einen oder anderen Gedanken aufzugreifen. Ob allerdings die verzwickte Lage in Anturien noch allein mit Diplomatie zu retten war, bezweifelte ich stark:

"Mein lieber Außenminister … Es ist alles richtig was sie da sagen und nachvollziehbar für mich. Diplomatie kommt immer an erster Stelle, doch allein mit "reden" werden wir die Lage in Anturien nicht mehr in den Griff bekommen, fürchte ich. Geredet wurde schon viel zu viel, … mit viel zu vielen Personen und an viel zu vielen Orten, auch wenn Sie das in der Öffentlichkeit nicht so mit bekommen haben. Und was kam am Ende dabei heraus? …"

Ich klang nicht nur leicht echauffiert, ich war es in der Tat, denn dieses ständige diplomatische Hin und Her zehrte langsam arg an meinen Nerven (natürlich nicht auf Lord Reis bezogen, wie man mir sicher anmerkte). Ich regte mich über die Anführer der Splittergruppen auf die sich, in meinen Augen, wie kleine Kinder benahmen. Mit "nur gut zu reden" kommt man bei kleinen Kindern aber bekanntlich nicht immer weiter. Das wusste selbst ich, die Mutter der Nation und das, obwohl ich selbst kinderlos war. Aber ich war noch nicht fertig:

"Mit jedem Tag, den wir mit reden verbringen, wächst die Macht der Anführer in Anturien weiter. Anführer, die untereinander bis aufs Blut zerstritten sind und die sich auf keinerlei Vorschläge und Kompromissen einlassen, da jeder von ihnen nur seine Ziele durchsezten will. Mit Gewalt! Wie kleine Kinder eben. Mit reden und drohen allein kommen wir bei denen nicht weiter, manchmal müssen eben Taten folgen und ein Machtwort gesprochen werden. So sehe ich die momentane Lage. Wobei unsere Tür für Verhandlungen natürlich weiterhin offen steht. Ich bezweifle nur, dass jemand sie öffnen wird."

Und ich - respektive unser Land - würde sicher nicht ewig hinter allen anderen Ländern herlaufen und darum betteln, dass wir es unbedingt weiter auf diplomatischem Wege versuchen sollten. Ich hoffte das hatte der Außenminister so verstanden wie ich es gemeint hatte.

Mit einem tiefen Seufzer holte ich nun erst Mal wieder Luft und ich musste aufpassen, mich nicht zu sehr in Rage zu reden, in Gegenwart meines geschätzten Gastes aus Pottyland. Dieses kleine militant pazifistische Land, im Herzen der Welt, mit dem einzigartigen Sinn für Humor und den vielen guten Handelsbeziehungen, wie Lord Reis das alles so schön formuliert hatte. <So schön - so gut. Aber er glaubt doch wohl nicht ernsthaft , dass Pottyland sich auf Dauer dieser Entwicklung nur mit diplomatischen Mitteln entziehen kann? Oder doch?>

"Ich danke Ihnen jedenfalls, werter Lord Reis, dass Sie mir die Rolle Pottylands aufgezeigt haben, weswegen Sie extra nach Outremer gekommen sind, um mit mir über die Entwicklung in Anturien zu sprechen. Und ich möchte an dieser Stelle betonen wir wie sehr wir an einer weiterhin guten Beziehung zu Pottyland interessiert sind. In jeder Hinsicht - nicht nur Bezug auf das Handelsgeschäft."

Ich hatte mich längst zu Lord Reis vor gebeugt, um einen besseren Blick auf das Tablet zu werfen.

"Erlauben Sie mir folgende Fragen. Sie sprechen von den Verträgen und den Beziehungen, die auf gegenseitigem Respekt für die Errungenschaften und Eigenschaften der Länder und Verbünde beruhen und somit ein essentieller Bestandteil für die Souveränität von Pottyland sind. Nehmen wir mal an wir überlassen Anturien nun weiter seinem Schicksal und sehen nur zu, oder versuchen es weiter auf diplomatischem Wege. Sehen Sie darin keine Gefahr für Ihr Land, dass irgendwann einmal ihre guten Beziehungen und Verträge nichts mehr wert sein könnten? Oder sind sie absolut davon überzeugt, dass die Anturien aus eigener Kraft zurück zur Normalität finden wird."

Ich hoffte, dass der Außenminister verstand worauf ich hinaus wollte. Wenn irgendeine dieser durchgeknallten Splittergruppen die Oberhand gewinnen sollte, könnte daraus sehr schnell eine unschöne Diktatur erwachsen. Eine, die womöglich wenig pazifistisch, dafür aber umso militanter eingestellt ist und wie die Expansionspolitik einer solchen Nation aussehen könnte, musste ich gerade einem Mann wie Lord Reis nicht extra erklären. Im übrigen hoffte ich, dass ich den Außenminister - zumindest ansatzweise - von den Beweggründen Outremers hatte überzeugen können. Zum einen weil mein Eselsmilchbad nach mir rief und zum anderen, weil Pottyland auch künftig ein wichtiger Verbündeter für Outremer bleiben sollte.
Valerie Beauharnais de Brion
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Freitag, 21. Februar 2020, 09:26

Reis war sehr froh über das offene und höfliche Gespräch. Er hatte den Eindruck, dass die Kaiserin ihm wirklich Gehör schenken und seine Ausführungen unvoreingenommen zunächst einmal sacken lassen würde. Oder anders gesagt: Sie handelte seinem Eindruck nach genau so, wie es das Oberhaupt eines Staates handeln sollte - überlegt, souverän, professionell. Und ihre Ausführungen über bisher durchgeführte Gespräche nahm er sehr interessiert zur Kenntnis, drang hiervon doch bisher nicht wirklich etwas an die Außenwelt.

"Machen Sie sich keine Sorgen um Pottyland."
Das machte sie in erster Linie nicht, das wusste er. Ihre Sorge galt vor allem Outremer und das war auch richtig so.
"Neben unserem eigenen Militär haben wir eben durch unser internationales Netzwerk Verbindungen und Verbündete. Alleine die Tatsache, mit welchem Land wir welche intensiven Beziehungen pflegen sorgen dafür, dass Pottyland nichts passieren wird."
Ein gewisses Lächeln konnte er sich nicht verkneifen, als er an die futunische Garantie, die engen Verbindungen zur Turanien, Tír Na nÓg, Chowa und all die anderen Staaten dachte, die Pottyland - nicht zuletzt auch dank ihm - durch und durch wohlgesonnnen gegenüber standen.

"Ich habe nicht den Eindruck, dass Anturien nach dem derzeitigen Stand zu eigener Kraft zur Normalität zurückkehren wird. Aber ich habe auch nicht die Befürchtung, dass von dort aus eine akute Gefahr für die internationale Gemeinschaft herrscht oder mittelfristig zu erwarten ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass dreibürgisches Staatsgebiet in unmittelbarer Nähe ist. Unabhängig davon, dass die Beziehungen zwischen Pottyland und Dreibürgen nicht existent sind, gehe ich davon aus, dass ein etwaiges Aufschwelen aus den anturischen Gebietn ohne großes Federlesen durch die dreibürgische Armee im Keim erstickt werden würde. Natürlich halte ich auch nichts von einer Intervention durch das Kaiserreich und erst recht halte ich nichts von einer Besetzung Anturiens durch Dreibürgen."

Er atmete tief durch. Es wunderte ihn, dass Dreibürgen in Anturien noch überhaupt nichts veranlasst hatte - wo sie doch Pottyland aufgrund eines einzigen Schreibens mit seltsamen Einreiseverboten, Briefkontrollen und Handelsembargos kamen. Nicht, dass je Handel zwischen Pottyland und Dreibürgen stattgefunden hätte oder Pottyheads dort gewesen wären...

"Doch was ich weiß, ist, dass die Pläne Outremers international bekannt sind und mich die bisherige Ruhe wirklich erstaunt. Ich hätte erwartet, dass andere Staaten hier ebenso wie Pottyland das Gespräch suchen. Entweder setzt man viel Vertrauen in mich - oder es ist den Verantwortlichen egal."

Man merkte ihm an, dass er während des gesamten Gesprächs konzentriert war und in seinem Kopf viele verschiedene Szenarien und Alternativen durchgespielt wurden. Jetzt schaute er für einen Moment an die Decke und schloss die Augen, um sich außerhalb optischer Einflüsse konzentrieren zu können.
Das lag nicht daran, dass das Erscheinungsbild der Kaiserin ihn ablenken würde - auch wenn sie attraktiv war, wie er zugeben musste -, sondern es war eine bewährte Methode für ihn, sich zu fokussieren.

"Ich könnte Ihnen vielleicht einen Vorschlag unterbreiten. Pottyland könnte als neutraler Vermittler zwischen Outremer und einer Auswahl der von Ihnen so genannten "Anführer" in Anturien auftreten. Dabei würde ich selbst im Vorfeld mit einzelnen Leuten sprechen und versuchen, sinnvolle Gesprächsrunden zusammenzustellen."
<Und je nach Vorgesprächen bringe ich am besten ein Blech Sir Brownies mit...>

"Natürlich - also für mich natürlich - würde ich die Gesprächsrunde "pottyländisch" gestalten wollen. Meiner Erfahrung nach bringt es nichts, mit Kriegstreibern in einem geschlossenen Konferenzraum eines edlen Gebäudes zu sitzen und zu reden. Mein Ansatz ist da etwas anders. Ich bevorzuge Gespräche bei einem guten Essen in lockerer Umgebung, in der die Privatsphäre und Geheimhaltung dennoch gewährleistet ist."

Beim nachfolgenden Vorschlag, den er nur zu einem Teil ernst meinte, musste er selbst schmunzeln.

"Im Schwimmbad des pottyländischen Außenministeriums befinden sich seit dem Umbau zwei Wasserrutschen. Wenn die Gespräche nichts bringen, lösen wir den Konflikt durch einen Wasserrutschwettbewerb."

Er lächelte und zwinkerte der Kaiserin zu, um zu verdeutlichen, dass dieser Vorschlag nicht komplett ernst gemeint war (aber ein bisschen schon).

15

Sonntag, 23. Februar 2020, 11:23

Mein Kopf begann langsam zu schmerzen. Kein Wunder, dieses Thema konnte einem auch auch Kopfzerbrechen bereiten und das Schlimmste dabei war, dass es einfach keine Lösung zu geben schien. Zumindest keine Lösung, mit der alle Länder leben könnten und die einen Krieg völlig ausschließen würde. Ich wollte keinen Krieg. Ich sah aber keinen anderen Weg und in diesem Punkt bewunderte ich Lord Reis, der eine gewisse Überzeugung und Gelassenheit bei diesem Thema ausstrahlte, die ich bei unseren Verantwortlichen manchmal vermisste.

"Ich wollte Ihrem Land und Ihrer Politik mit meiner Sorge keineswegs zu Nahe treten, werter Lord Reis. Es freut mich zu hören, dass Sie diesbezüglich keine Bedenken haben."

Mich ging es ja nichts an und deshalb war ich auch nicht beleidigt, dass der Außenminister mir charmant zu verstehen gab, dass ich mir um Pottyland keine Sorgen zu machen brauchte. Ob das gar - durch die Blume gesprochen - eine Andeutung war, dass Outremer sich besser nicht in anderer Länder Dinge einmischen sollte? Ich dachte nicht weiter darüber nach, denn wenn es um die Souveränität der einzelnen Länder ging, so lagen unsere Ansichten eben nicht beieinander.

Freundlich lächelnd ließ ich Lord Reis also weiter reden und hörte mir seinen Standpunkt geduldig an. Nebenbei bemerkt war der Außenminister eine sehr sympathische Persönlichkeit und das Gespräch mit ihm verlief im Ganzen sehr angenehm und entspannt. Das war auch der Grund, weshalb ich ihm bereits mehr Zeit schenkte, als das Protokoll für diesen Tag vorgesehen hatte. Allerdings war mir bewusst, dass wir auch heute keine Lösung finden würden und wir dementsprechend unser Gespräch nicht ewig so weiter führen konnten.

Umso mehr freute ich mich über die Professionalität meines Gesprächspartners, der mir einen durchaus konstruktiven Vorschlag machte. So etwas mochte ich! Wenn man mir nicht nur die Probleme aufzählte und mich anschließend so ansah, als könne ich zaubern.

"Eine Friedenskonferenz nach "pottyländischer Art" sozusagen … hmmm …."

Nachdenklich wog ich den Kopf hin und her. Was sollte ich davon halten? Aus seinem Mund klang es so überzeugend und simpel, dass ich gerne geglaubt hätte DAS sei DIE Lösung. Ob es am Ende etwas am Lauf der Dinge ändern würde bezweifelte ich dennoch. Allerdings sah ich auch keinen Grund der dagegen sprach diesen Versuch zu unternehmen. <Viel schlimmer kann es ja nicht werden … >

"Mein lieber Lord Reis. Sie haben mich überzeugt."

Entgegnete ich schließlich ebenfalls schmunzelnd, aber durchaus signalisierend, dass ich es ernst meinte. Damit hätte der Außenminsiter wohl erreicht was er wollte. Er hätte eine offizielle Legitimation seitens Outremer um weiter in Verhandlungen zu gehen und ich … <Ich kann endlich mein Bad genießen>. Aber Spaß beiseite, denn auf einen Wasserrutschwettbewerb würde es am Ende nicht hinauslaufen, das war ihm wie mir sicher bewusst:

"Outremer wird an diesen Gesprächsrunden teilnehmen und ich verspreche Ihnen eine konstruktive Zusammenarbeit unsererseits. Bitte gehen Sie direkt auf die Leute zu, die Sie dafür benötigen. Was ich Ihnen allerdings nicht versprechen kann ist, dass in der Zwischenzeit nichts weiter passieren wird. Sie sollten also keine Zeit verlieren, denn davon haben wir nicht mehr viel. … Gibt es darüber hinaus noch etwas, das Sie gerne mit mir heute und hier besprechen würden, werter Außenminister?"

Mit diesen Worten und einem flüchtigen Blick auf die Standuhr neben dem Kamin, leitete ich meinerseits zum Ende über. Allerdings zeigte ich mich weiterhin offen und interessiert für meine Gast und dessen Anliegen.
Valerie Beauharnais de Brion
Impératrice d'Outremer - Kaiserin
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Seigneuresse de Château Brion


Lord Reis

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16

Dienstag, 25. Februar 2020, 11:22

Ein wenig erstaunt war Reis ob der Reaktion der Kaiserin schon. Angesichts des festen Standpunktes ihrer wohl engsten Berater hatte er zwar gehofft - aber nicht ernsthaft damit gerechnet -, diese Überzeugungsarbeit hier und heute leisten zu können. Ihm fiel daher ein Stein vom Herzen. Nicht nur, dass das Gespräch unheimlich angenehm und entspannt verlief - es führte zu einem Ergebnis, auf das er sehr gehofft hatte. Auch wenn ein kleiner Wehmutstropfen blieb, weil die Möglichkeit, dass durch Handlungen Fakten geschaffen werden würden, ausdrücklich aufrecht erhalten blieb. Doch unter Druck konnte er am besten arbeiten. Was er jetzt noch brauchte, waren Namen - Namen derjenigen, die Outremer als wichtigste Gesprächspartner im Anturien-Konflikt ansah.

"Natürlich weiß ich, dass in Anturien jetzt nicht sofort Ruhe einkehrt, nur weil wir hier darüber gesprochen haben. Ich benötige daher die Namen der Leute aus den anturischen Gebieten, die aus Sicht Outremers an den Gesprächen teilnehmen sollen. Sollte ich mich dafür am ehesten an den Seneschall oder an die Connetable wenden? Oder haben Sie vielleicht direkt die nötigen Angaben und würden Sie mit mir teilen?"

<Der Seneschall wäre mir in diesem Fall zwar lieber - aber es geht nur um Namen, nichts weiter. Jede Antwort ist in Ordnung.>

Bei der Frage, ob es ein weiteres Gesprächsthema gäbe, biss er sich auf die Lippen. Zu gerne hätte er mit der Kaiserin über die Prinzessin gesprochen - aber das war eher persönliches Interesse denn das des von ihm repräsentierten Königreichs und könnte den diplomatischen Erfolg zunichte machen. Lächelnd schüttelte er daher den Kopf.

"Ich denke, im Übrigen habe ich keinen Gesprächsbedarf derzeit. Haben Sie denn Ihrerseits noch Fragen an mich?"

17

Donnerstag, 27. Februar 2020, 11:01

Bei meinem letzten Gespräch mit dem Seneschall hatte ich noch auf eine schnelle Intervention in Anturien gedrängt. Daran hielt ich fest und würde auch meine Zusage zur Friedenskonferenz nichts ändern. Aber ich sah auch keinen Widerspruch darin. Warum nicht weiter Verhandlungsbereitschaft zeigen, am Ende könnten wir immer sagen, dass die anderen Länder zu lange gezögert haben oder nicht kooperativ genug waren. Ich war als zufrieden mi dem Ergebnis des Gespräches und Lord Reis schien es augenscheinlich auch zu sein. Besser hätte es doch nicht laufen können, oder?

"Ach ja, die Namen … "

… der Beteiligten, die ich in den Raum geworfen habe. Wie lustig, dass der Außenminister ernsthaft annahm ich könne ihm diese Informationen direkt geben. Um solche Details kümmerte ich mich nie selbst, wofür hatte ich schließlich den ganzen Hofstaat um mich herum. Ich drückte also beiläufig auf ein kleines Knöpfchen an einem Kästchen, welches unscheinbar auf dem Beistelltisch neben meinem Sessel nur darauf wartete, von mir gedrückt zu werden.

"Ich denke in außenpolitischen Dingen kann Ihnen am besten die Connetable weiter helfen. Sie hatten ja bereits das Vergnügen. …"

überbrückte ich die kurze Pause bis die Türe auf ging und ein Bediensteter sich pflichtbewusst zur Stelle meldete. Diesen beauftragte ich auch sogleich mit der Erledigung des Wunsches:

"Veranlassen Sie bitte, dass die Connetable unserem Gast, Lord Reis, so schnell wie möglich alle Namen der Leute aus den anturischen Gebieten zu kommen lässt, die aus Sicht Outremers an einer Friedenskonferenz teilnehmen sollten."

So schnell wie er eingetreten war, verschwand der Bedienstete auch wieder und ich läutete nun definitiv die Verabschiedung ein, indem ich mich aus meinem Sessel erhob und auf den Außenminister zu ging.

"Mein lieber Lord Reis. Ich denke Sie werden umgehend die Liste erhalten. Falls nicht, so wenden Sie sich bitte direkt an die Connetable. Sie bleiben doch sicher noch ein paar Tage bei uns, oder reisen Sie direkt ab? … Was unser Gespräch angeht, so haben wir eine - wie ich finde - für alle Beteiligten akzeptable Lösung gefunden. Für die weiteren Verhandlungen wünsche ich Ihnen nun viel Erfolg! Zudem hat es mich sehr gefreut, Sie persönlich kennen gelernt zu haben und ich hoffe, wir werden weitere Gelegenheiten finden um uns auszutauschen. Für heute muss ich mich allerdings leider von Ihnen verabschieden, da bereits der nächste Termin auf mich wartet..." <… in Form meines wohlverdienten Bades!>

Mit diesem Worten hob ich huldvoll meine Hand, wobei ich jedes Mal aufs Neue gespannt war, wie mein Gegenüber reagieren würde. Nicht selten erhielt ich einen galanten Handkuss, was mir natürlich immer schmeichelte, doch bei Lord Reis ging ich spontan davon aus, dass er sie mir lediglich drücken würde.
Valerie Beauharnais de Brion
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18

Donnerstag, 27. Februar 2020, 14:09

Da der Doppel-Lord (auch wenn das zweite "Lord" im Namen stumm ist) ein Gentleman der alten Schule ist, ergreift er die Hand der Kaiserin und deutet lächelnd einen Handkuss an.

"Majestät, es war mir eine Ehre. Mein Aufenthalt hier nähert sich allmählich dem Ende, aber ich denke, wir werden uns wieder sehen. Vielleicht erweisen Sie mir ja sogar die Ehre, an der Friedenskonferenz - und sei es nur tageweise - teilzunehmen."

Auch wenn er nicht zufrieden war, dass eine Waffenruhe noch nicht erfolgen würde, hatte er einen Erfolg erzielt. Eine Waffenruhe zu vereinbaren wäre ohnehin erst möglich, wenn die anderen Parteien mit ihm an einem Tisch sitzen würden, das war ihm auch klar.

Da er sich zur Verabschiedung bereits erhoben hatte, blieb ihm nur noch eine angedeutete Verneigung - gepaart mit einem charmanten Zwinkern - und der Gang aus dem Zimmer heraus.

"Ich wünsche Ihnen alles Gute."

Letzte Worte waren so wichtig. Das hatte er schon gewusst, als er die Connetable verabschiedete.

19

Freitag, 28. Februar 2020, 08:50

Noch in der Türe stehend erhielt Lord Reis eine SMS

Zitat

Gérard Masson, Königreich Barnstorvia
Héctor Phalance, Königreich Livornien
Alain Thibault, Großmarschallat Valorien
Jade Thrace, Adelsrepublik Anturien
Goran Trevize, Kommunistische SNA Allianz von Souvera, Nesar und Antara
Etienne MacDonald, Republik Kalor


Die Schlichtheit im Ausdruck unterstrich die dicke des Halses der Connetable

Lord Reis

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20

Freitag, 28. Februar 2020, 09:42

Mit einem Blick auf sein Handy runzelte er die Stirn - das sollten die Warlords und Kriegstreiber sein, die auf den anturischen Gebieten ihre Besitzansprüche geltend machten? Leute aus Barnstorvia, Livornien, Valorien und anderen?

<Hat die überhaupt verstanden, dass man sich vielleicht mit den Leuten auf den anturischen Gebieten unterhalten sollte? Den Warlords Anturiens?>

Mit einem leichten, kaum hörbaren Seufzer steckte er das Handy weg. Er war sich sicher, dass die Connetable mit ihrer Muskatreibe gerade ihre Fingerabdrücke abreiben würde. Vielleicht sollte er noch einmal vorbeischauen und ihr ein Pflaster mit Einhornmotiv anbieten?

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