"Liebling, wir müssen reden!" - die SMS war verschickt, doch das Thema war damit noch lange nicht abgehakt. Anstatt sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, fiel Therese gedanklich immer wieder zurück auf die beiden Treffen mit Thierry (im Hotel und in dem verfallenen Haus) sowie auf das Gespräch mit dem … "Seneschall im Pferdestall" … wobei auch der unfreiwillige Reim wenig half um sich einen Reim darauf zu machen, weshalb Thierry sie - in Bezug auf das Todesurteil gegen ihn - derart angelogen hatte. Da würde nur ein weiteres Gespräch helfen - oder auch nicht:
<Reden! …Ja reden! Sofern ich dich nicht zuerst umbringe. Du Mistkerl! … Von wegen zum Tode verurteilt, muss mich verstecken, kann niemanden trauen außer Dir, brauch deine Hilfe bla bla blabla bla. … Pah! … Anscheinend hatte der Herr Senator in spe nur Lust eine alte Bekannte zu f****n, weil sie immer noch so schön gelenkig ist. Grrrrr,… Keine Sorge Liebling, der beste F**k steht Dir erst noch bevor! Aber erst muss ich mir überlegen, wo ich anschließend das - was von Dir übrig bleibt - verscharren werde.>
Ja - Therese war wütend. Sehr wütend. Sogar so wütend, dass sie stumme Zwiesprache mit ihrem "lieben alten Bekannten" führte, anstatt sich auf die Meldung der Abteilung für interne Kommunikation zu konzentrieren, welche sie gerade in ihren Händen hielt. Und das, obwohl die Überschrift "Pottyland lädt zur Friedenskonferenz für Anturien ein" durchaus auf ein wichtiges Thema hin wies. Wie hypnotisiert starrte Therese regelrecht durch das Blatt hindurch als wäre es nicht vorhanden, ebenso wenig wie das Büro und die übrige Welt. Sie war gedanklcih gerade soweit weg, dass es einige Sekunden dauerte, bis eine ziemlich bekannt klingende Stimme an ihr Ohr drang:
"Ihr habt gerufen, Abgeordnete?"
Wie könnte Therese diese Stimme vergessen? Dazu die ausgebreiteten Arme, dieses Lächeln ...
"Thierry! … " <Natürlich! Aber wie siehst du denn aus?>
Egal - Sein Anblick ließ Therese zunächst verwundert drein blicken. Ein, zwei …drei Sekunden lang, in denen sie wie in Zeitlupe hinter ihrem edlen Schreibtisch (den sie von Duroc bekommen hatte) auf stand. Wie von selbst krampften und sich ihre Finger dabei um den schweren Briefbeschwerer aus Bergkristall, der auf ihrem Schreibtisch lag und gleichzeitig verfinsterte sich ihre Miene zusehends.
"Du hast meine Nachricht also erhalten." <Du elender Mistkerl!>
Blitzschnell holte Therese aus und schleuderte den Briefbeschwerer - ohne weitere Vorwarnung - in Thierrys Richtung. Allerdings schlecht gezielt, denn der Bergkristall traf lediglich eine Wandlampe (einen halben Meter) neben seinem Kopf, um diese in
Bruchteilen einer Sekunde in selbige Teile zu verwandeln.
"Wie schön, dass Du es so schnell einrichten konntest, … L I E B L I N G"
Sprach Therese indes unbeeindruckt und unvermittelt weiter, das letzte Wort regelrecht ausspeiend, während ihre Hand bereits zum nächstgelegen Wurfgeschoss (eine 15 cm große Miniaturbüste des Kaisers Eugene aus Bronze) griff. Es bedarf an dieser Stelle wohl keiner weiteren Ausführung, was sie als nächstes damit zu tun gedachte:
" Oder sollte ich besser Herr "S E N A T O R" sagen? … Möchten Sie reden, Herr "S E N A T O R" ? … Oder möchte der Herr "S E N A T O R" mich vielleicht lieber zuerst besteigen? So wie bei unserem letzten Treffen. … Du ….Du…. Oh Du…""
In Ermangelung eines passenden Schimpfwortes schickte These zunächst einmal die Büste in Thierrys Richtung los. Sie selbst machte indes ein paar schnelle Schritte zurück, hin zu dem Bücherregal hinter ihrem Schreibtisch, auf der Suche nach weiterer Munition …