So sehr er die Anspannung auch spürte, so sehr beeindruckte ihn Therese wieder einmal. Wenn er ehrlich war, liebte er es, sich mit ihr in die Haare zu kriegen. Keiner von beiden gab kleinbei und meistens resultierte es in sehr energischem... Ja, genau das.
Sie machte ihn verrückt, anders konnte er sich nicht erklären, dass er genau jetzt an Sex dachte. Da spielte auch ein wenig Konditionierung mit rein, denn dieses Feuer bei Therese führte oft zu sehr intimen Stunden.
Und doch verfluchte er sie gleichzeitig für ihre Dickköpfigkeit. Warum wollte sie nicht verstehen, dass es mindestens ebenso wichtig war, einen genauen Blick auf die Fingerkuppe zu werfen wie die Wohnung aufzusuchen - ja, vielleicht sogar noch wichtiger?
War die Fingerkuppe am Ende nicht einmal die des Attentäters, sondern die Marats? Er würde es ihm mittlerweile zutrauen. Er hätte bei der Messermaniküre genauer hinsehen sollen - aber die Szene hatte ihn zu sehr angewidert.
"Genau, den Irren fragen, der auf keine Frage konkret antwortete und sich mit einem Messer die Finger manikürte. Du kommst auf Ideen..."
Sie waren sich uneinig - das an sich war nicht schlimm, das kam häufiger vor. Doch Therese wollte sich ernsthaft alleine in die Wohnung dieses Irren begeben, genau jetzt, ohne auch nur eine Minute zu warten? Sie musste den Verstand verloren haben. Und wie wollte Therese eine Speichelprobe von Duroc nehmen? Er selbst hätte eine Idee, wie er es anstellen würde - doch danach würde von Duroc nicht mehr sonderlich viel übrig sein.
"Was, wenn die Fingerkuppe Marat gehörte? In seiner Wohnung sind garantiert genug Sachen, an denen seine Fingerabdrücke haften. Man könnte es direkt vor Ort vergleichen."
Nur: Was würde es ihnen bringen? Strenggenommen... nichts. Das musste auch Thierry einsehen. Sehr genervt rief er
"Gut! Schön! In Ordnung! Gehen wir zu dieser verf... zu dieser sch... zu diesem potentiellen Höllenloch und Massengrab, komplett ohne Vorbereitung, ohne Waffen, ohne Unterstützung. Das ist eine verdammte Selbstmordmission! Du bist völlig wahnsinnig geworden!"
Er senkte seine Stimme und schaute ihr tief in die Augen. Doch sie sah weder Verzweiflung, noch Wut, noch Verwirrung - in seinen Augen spiegelte sich das Feuer, das nur sie bei ihm entfachen konnte, das Feuer der Abenteuerlust. Mit ruhigerer, aber entschlossener Stimme fuhr er fort.
"Und offensichtlich ist dein Wahnsinn ansteckend. Allons-y."
Festen Schrittes ging er voran. Als Senator und Abgeordnete konnten sie problemlos den Hinterausgang benutzen, um das Gebäude zu verlassen, ohne dass Fragen gestellt werden.