<Was hat Marat nur in Thierry´s Haus gesucht? … Ein Dokument um seine Arbeit zu vollenden, aber er wird es uns nicht verraten, … zu schade, dass Thierry sich nicht mehr erinnern kann, ob und was aus seinem Haus gestohlen wurde> Die Frage was Marat überhaupt im Haus zu suchen gehabt hatte, beschäftigte Therese im Augenblick fast mehr als die Frage, wer nun tatsächlich für den Mord an Hortense verantwortlich war. Ob nun Duroc allein, oder er zusammen mit der Kaiserin, der Mann vom Berge oder wer auch immer, … gefühlt würden die gesammelten Informationen und Beweise durchaus reichen, um der Aufklärung des Mordes ein ganzes Stück näher zu kommen. Und wem hatten sie all diese Informationen und Beweise zu verdanken? <Marat!> Diesem überheblichen Irren, der bei dem Mord an Hortense offenbar rein zufällig anwesend gewsesen war. So stellte sich Sachverhalt zumindest für Therese gerade dar.
Und deshalb kreisten ihre Gedanken momentan nicht um den Mörder von Hortense, sondern um diesen Irren, der ihnen da gerade gegenüber saß und der sich in seiner kranken selbstgerechten Welt sonnte, während er sich mit einem Messer die Fingernägel manikürte. Für Therese war klar, dass dieser Mann verrückt - aber auch gefährlich - war, denn wer sonst spielte in einer Verkleidung eine andere Person, brach in fremde Leute Häuser ein und benahm sich dabei, als wäre er Gott selbst und über alles und jeden erhaben. Was bildete er sich eigentlich ein, sich über scheinbar sinnlose Fragespielchen zu echauffieren, auf die er sich selbst eingelassen hatte…
Nur ein Irrer - ein Verbrecher - ein irrer Verbrecher würde so handeln und nichts anderes sah Therese in dem Mann, der ihnen da gegenüber saß. Egal ob er nur ein Einbrecher war, der etwas bestimmtes gesucht hatte und nur zufälligerweise dabei Zeuge eines Mordes geworden war. Für Therese waren derartige Subjekte alle gleich: Sozialer Abschaum, den niemand brauchte und der nur unnötig die Gesellschaft belastete und den man deshalb ausmerzten sollte, wann du wo auch immer man auf ihn stieß.
Zu schade, dass sie nicht in der Lage waren, diesen Kerl ein für alle Mal unschädlich zu machen, da machte sich Therese nichts vor. Marat hatte ein Messer und weder sie noch Thierry wären so abgebrüht, es ihm abnehmen zu wollen. Schließlich hielt sich Therese selbst weder für unfehlbar noch für unverwundbar und eine Heldin war sie gleich zweimal nicht, schließlich war sie nur ein einfacher und rechtschaffener Mensch. Rechtschaffen! Genau das unterschied sie von jenem Subjekt, welches ihnen da gegenüber saß und das sie mit aller Verachtung anstarrte:
"Ich denke wir sollten dem Maitre die letzte Frage ersparen, was meinst du Thierry? Wir haben ihn schon viel zu lange mit unseren unsinnigen Fragen aufgehalten. Wo er doch eine gar so wichtige Aufgabe zu erledigen hat, …nicht wahr? … Eine Aufgabe, die er womöglich nicht mehr vollenden kann, nachdem dieses Dokument - welches er ausgerechnet in deinem Haus gesucht hatte - dummerweise durch den Mörder Deiner Frau zerstört worden ist. So ein Zufall, findest du nicht auch?"
Therese warf einen Blick zu Thierry, der sichtlich wütend war, doch Wut würde ihnen nichts bringen, weshalb sie ganz trocken und bewusst zu ihm (und nicht zu Marat) gewandt weiter sprach:
"Das kann uns aber egal sein. Entweder er hat uns hier die ganze Zeit etwas vorgelogen, oder es ist etwas wahres dran. Wir werden es heraus finden. Wir haben genügend Spekulationen und Beweise, um zumindest Dich von aller Schuld an Hortenses Tod los zu sprechen. Genau das wollten wir doch, oder nicht? Aber DER da wird sicherlich ein Problem haben, seine Arbeit zu vollenden nachdem das Gesuchte in Deinem Haus dummerweise zerstört worden ist. Zu dumm für ihn, aber das kann uns egal sein, oder?"
Es war unschwer zu erraten, dass Therese diesen arroganten Kerl zumindest noch einmal gehörig provozieren wollte, egal ob sie damit Erfolg haben würde oder nicht. Und deshalb stand sie auch ohne weitere Umschweife auf und streckte die Hand nach Thierry aus: "Komm Liebling, ich für meinen Teil habe genug gehört, oder möchtest Du dem Maitre noch eine letzte Frage stellen?"
Dass ihr Herz bei diesen Worten bis zum Hals schlug, blieb hoffentlich ihr Geheimnis schließlich hatte Therese schon so manche brenzlige Situation heil überstanden. Nichtsdestotrotz war sie nicht so abgebrüht, dass sie glaubte jederzeit sämtliche Fäden in der Hand zu halten um den weiteren Verlauf der Geschichte allein zu bestimmen … auch wenn sie fest vor hatte die Mensa (gemeinsam mit Thierry) zu verlassen …