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1

Mittwoch, 1. April 2020, 20:57

Soll das ein Aprilscherz sein?

Ja, das hätte er beachten sollen. Da hatte er sich wohl gewaltig verschätzt. Die Menge war echt groß und störend. Da war er am Morgen des 1. Aprils in den Konvent gekommen, um das Bild abzugeben - letztmalig verkleidet als du Lac. Und er hatte auch scheinbar übermüdet von dem Wahne erzählt, der ihn ergriffen hatte, als er beim letzten Mal nach Hause kam. Aber da wurde der Beamte vor Ort doch ein wenig sehr misstrauisch, weil der alte exzentrische Kauz du Lac noch nie eine solche "Eingebung" hatte oder gar dem berühmten Wahn der Künstler verfallen war. Nein, für den Beamten war du Lac der gemütliche ältere Herr mit der soliden Ausführung und den freundlichen Manieren. Wenn er nun so früh schon mit dem Portrait hier war, dann stimmte etwas nicht. Der Alte hatte wohl einfach keine Lust mehr und man sollte es erst später bemerken. Aber das könnte ja dann ihn, den Beamten, seinen Job kosten. Dem Alten würde man verzeihen, einmal Schwäche gezeigt zu haben. Also ließ der Beamten entgegen den Protesten des du Lac das Bild auspacken.

Da wurde es im Saal still. Die Abgeordneten witzelten nicht mehr über ihre dümmlichen Kollegen, tratschten nicht mehr über den schlechten Kaffee und die hässlichen Empfangsdamen und schimpften nicht mehr über die kalten Frühjahrswind und den Mangel an Haiflossensuppe. Wie eine große, unförmige Masse Fleisch fluteten sie über den abgewetzten Teppich auf Marats Meisterwerk zu. Aus dem Portrait sah lebensecht, sittsam und gerade dasitzend, mit interessierten und mutigen Blick die Abgeordnete Cabarrus zu ihnen herab. Mit Bewunderung, Staunen und Neid sahen sie auf das Meisterwerk. Warum konnten ihre Bilder nicht auch so sein? Und hatten sie das richtig verstanden, dass du Lac die Gemalte erst vor zwei Tagen aufgesucht hatte? Ein solches Bild war unglaublich und unerhört!

Und Marat steckte dort fest als der arme, unschuldige du Lac. Der nur sein Geld wollte und sich dann für immer verziehen. Und soviel Aufmerksamkeit gar nicht wollte.
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Thierry Barras

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2

Mittwoch, 1. April 2020, 21:50

In einer Ecke wartete Senator Barras, der - das musste er zugeben - von dem Portrait unheimlich beeindruckt war und am liebsten selbst eine Kopie davon für seine heimischen Hallen gehabt hätte. Der Trubel um den Maler gefiel ihm, denn es hieß, dass er so schnell nicht hier herauskommen würde.
Leider bedrängten ihn alle möglichen Leute. Jeder wollte seinen Senf zu dem Gemälde - das ein wahres Meisterwerk war - abgeben, jeder wollte selbst auf diese unfassbare Art von du Lac gemalt werden.

Mit einem Nicken in Richtung der Abgeordneten Cabarrus - der echten, nicht dem Gemälde - begann Barras, sich durch die Menge zu schieben. So stand er zusammen mit Therese auf beiden Seiten des Malers, in dessen Rücken das Gemälde lag und vor dem sich eine johlende, klatschende Masse befand.

Anerkennend applaudierend stachelte der Senator den unwürdigen Haufen vor ihm an.

"Ein wahres Meisterwerk, Glückwunsch Citoyen du Lac! Wollen Sie nicht ein paar Worte zu Bild und Motiv verlieren? Das wollen wir doch alle, oder?"

Bei diesen Worten legte er eine Hand auf du Lacs Schulter und deutete mit der anderen auf die Abgeordneten, die zu dieser Geste überwiegend zustimmend johlten. Sein Griff war fest, doch nicht schmerzhaft. Ein alter Mann wie du Lac würde sich nicht ohne Weiteres herauswinden können.

"Oder wäre ihnen ein privates Feedback unter vier bis sechs Augen lieber? Man sagt, Sie hielten nicht viel von großen Reden vor großem Publikum. Doch ich bin mir sicher, die Abgeordnete Cabarrus möchte Ihnen ein paar Worte sagen..."

du Lac hatte nun die Wahl - und er würde ihn nicht aus den Augen lassen oder seinen Griff lockern. Der Senator brauchte Antworten, die ihm nur du Lac geben können würde.
Senator Thierry Barras
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3

Donnerstag, 2. April 2020, 08:41

Therese war nicht minder beeindruckt von "ihrem" Gemälde, auf dem sie glaubte ihr Spiegelbild zu sehen. Ein wahrer Künstler, dass musste man du Lac lassen. Mehr noch beeindruckte sie aber die erstaunten Reaktionen der Kollegen und am meisten die Tatsache, dass du Lac - entgegen ihrer Vereinbarung - bereits nach zwei Tagen mit dem fertigen Bild hier aufkreuzte. Das bedeutete aber auch, dass er wohl keinen Termin mehr bei ihr wahr nehmen würde und die hier womöglich die letzte Chance war um den Maler zur Rede zu stellen. Das hatte wohl auch Thierry erkannt, der ihr kurz zu nickte als er schon fast den Maitre erreicht hatte.

Dorthin wollte nun auch Therese, doch dummerweise war sie genau auf der anderen Seite des Saales gestanden. So musste sie also zwischen den zahlreich anwesenden Abgeordneten hindurch, musste dabei Hände schütteln und bekam nebenbei einige nette Komplimente gesagt. Das freute Therese natürlich, nur kam sie kaum vorwärts und so konnte sie momentan nur aus der Ferne beobachten wie Thierry bereits bei du Lac stand und ihm an die Schulter griff.

Was die beiden sprachen konnte sie (noch) nicht hören, dazu war sie noch zu weit entfernt und die Stimmen um sie herum zu laut. <Hoffentlich ist Thierry vorsichtig und hoffentlich tut er jetzt nichts unbedachtes, … > Soweit die Hoffnung während sich Therese weiter durch die Menge schob und die beiden Männer unablässig mit den Augen fixierte.
Therese Cabarrus
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4

Donnerstag, 2. April 2020, 12:09

Die Panik des du Lac zu spielen und dabei selbst nicht in Panik zu verfallen, war wirklich nicht einfach. Da konnte er Barras nun wirklich nicht brauchen. Hatte der Mann einen Fetisch, andere Männer ständig anzufassen? Oder waren das unterdrückte homosexuelle Neigungen, die er durch Agressivität ungesunderweise unterdrückte? Marat war ja nicht dieser angeborenen Neigung verfallen, aber er verstand, dass die Elite des Landes in der Hinsicht mitunter ziemlich verklemmt war. Vielleicht sollte sich der Senator mit Gleichaltrigen über seine Manien unterhalten und einen Ausgleich finden. Marat musste sich zusammenreißen, Barras nicht eines seiner Keramikmesser - verborgen vor den Metalldetektoren des Konventes - in die Rippen zu jagen oder ihm die unförmige Handgranatenattrappe in die Hand zu drücken, um ihn in Panik zu versetzen. Bei der Menschenmenge wäre das wenig erfolgversprechend oder vielleicht sogar schädlich.

Und eigentlich hatte er auch keine Lust mehr, hier ein Theater aufzuführen. Also zischte er ohne sich - wahrscheinlich sowieso sinnlos - zu verstellen, dem Mann neben ihm zu. "Bringen Sie mich hier raus, dann beantworte ich Ihnen Ihre Fragen. Wenn Sie das schaffen, ohne dass uns jemand folgt, dann bekommen Sie auch einen Namen." Das sollte die Wirkung nicht verfehlen. Aber er war auch vor Spontanreaktion in Acht und würde das Messer benutzen, wenn es ihm nötig erschien. Und draußen war wahrscheinlich auch seine Freundin dabei. Die war wahrscheinlich noch ein leichteres Ziel, wenn Barras Probleme machen sollte.
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Thierry Barras

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5

Donnerstag, 2. April 2020, 12:24

Barras erschrak, als er eine ihm vertraut vorkommende Stimme vernahm, die so gar nicht zu du Lac passte. Der Ton war eindringlich und unmissverständlich - und ganz offensichtlich wusste er genau, was der Senator von ihm wollte. Also ließ er die Schulter des Künstlers los. Therese war noch nicht bei ihm, doch er wusste, wie er das schnatternde Parlament zur Ruhe bringen könnte.

"Bitte, liebe Leute, Kolleginnen, Kollegen, Abgeordnete, Senatoren... Ich muss Sie sehr bitten, den Künstler nicht so sehr zu bedrängen. Er möchte zunächst mit der Abgeordneten und mir alleine über das Bild sprechen. Ehe Sie alle ihre" <unqualifizierte> "Meinung im Nichts verhallen lassen, soll die Abgebildete selbst die Gelegenheit haben, mit dem Künstler über dieses Meisterwerk zu reden."



Er deutete in die Richtung, in der Therese versuchte, sich durch die Menge zu kämpfen.


"Also bitte - bildet eine Gasse, lasst Künstler, Abgeordnete und meine Wenigkeit durch. Wir lassen es Sie per Dienstpost wissen, ob und wann der Künstler sich weiteren Fragen stellen wird."


Die Reihen lichteten sich so weit, dass er Therese endlich deutlich sehen konnte. Sein Blick war jedoch auf den vorgeblichen du Lac - warum kam ihm die Stimme so bekannt vor? - fixiert, um ihn nicht entkommen zu lassen.

Da das Überraschungsmoment vorbei war, zischte er zurück:
"Keine Spielchen, Künstler."

Doch das war nicht mehr als eine leere Drohung, zumal er zeitgleich versuchte, sein freundliches Lächeln zu bewahren und dem Künstler anzudeuten, dass er in Richtung der Abgeordneten gehen möge, die ihn und den Senator zu ihrem Bureau begleiten würde.
Senator Thierry Barras
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6

Donnerstag, 2. April 2020, 13:58

Hören konnte Therese immer noch nicht, was Thierry und du Lac mit einander redeten doch anhand ihrer beiden angespannt wirkenden Gesichtsausdrücke glaubte sie zu erkennen, dass es gerade nicht um eine Expertise ihres Portraits ging. Erst als die umstehenden Abgeordneten, auf Thierrys Aufforderung hin, Platz machten kam sie zügig durch und hörte noch wie er du Lac zu zischte "keine Spielchen" zu treiben.

Ein kurzer Blick genügte um die Andeutung zu verstehen, dass sie nach draußen gehen sollten. Also öffnete Therese eine der Türen, die ihnen am nächsten lag und trat in den Gang. Von dort aus war es nicht weit zu ihrem Büro und deshalb ging Theres ein paar Schritte vor, wobei sie den Blick über die Schulter zurück warf um die beiden Männer weiter zu beobachten.

"In mein Büro? … oder wohin?"

fragte Therese kanpp und in ihren Augen war deutlich die Anspannung und daneben viele weitere Fragezeichen zu erkennen. Doch mit den anderen Fragen und weiterer Worte hielt sie sich noch zurück, bis sie an einem ungestörten Ort angelangt wären.
Therese Cabarrus
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Thierry Barras

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7

Donnerstag, 2. April 2020, 14:22

Stumm nickte Thierry der Abgeordneten zu. Er war erstaunt, wie leicht sich diese Möglichkeit offenbart hatte und dass du Lac ihm mehr oder weniger freiwillig folgte. Ein kleines Lächeln musste er sich verkneifen, als er daran dachte, dass eine beträchtliche Anzahl möglicher Wurfgeschosse nicht mehr in Thereses Bureau vorhanden war - weil sie dabei zerbrachen, als sie seinen Kopf nur knapp verfehlt hatten.

Barras ging kurz hinter dem Künstler, um jede seiner Bewegungen im Blick zu haben und einzugreifen, sollte er fliehen wollen oder Therese attackieren. Doch er hatte nicht den Eindruck, als wäre physische Gewalt ein Thema der heutigen Begegnung.
Senator Thierry Barras
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8

Donnerstag, 2. April 2020, 14:32

Er würde bestimmt nicht tiefer in das Gebäude gehen, sonst kam er hier nie wieder raus. Also ließ er sich bis durch die Tür treiben, dann legte er du Lacs Hinken ab, wandte sich um und presste Barras nach dessen Türdurchquerung das Messer an die hintere Seite, während er mit der anderen Hand seinen Arm mit einem schraubstockgleichen Griff umfasste, bei dem er kurz und wahrscheinlich durchaus schmerzhaft weiteren Druck ausübte, um Barras zu verdeutlichen, dass er noch mehr Gewalt anwenden konnte. "Das Messer ist über deiner Niere, Thierry, wenn ich da rein steche, stirbst du ohne schreien zu können, weil der Schmerz zu groß ist. Ich sagte, wir reden draußen. Also nutzen wir jetzt eure netten Zugangskarten für den alten Übergang in das Palais-de-la-Lune und gehen von dort aus in die Mensa beim Roseneck. Da ist um die Tageszeit eh keiner und keiner würde uns da nachspionieren." Er richtet sich dabei auf und straffte du Lacs Gestalt. Ob jemanden aufgefallen war, dass du Lacs Stock noch neben dem Gemälde lag? Er fixierte Barras mit seinem Blick. "Entweder wir kommen hier alle zusammen raus oder gar keiner. Keine unnötige Panik. Es muss hier niemand sterben. So ein Theater wie im Hotel muss nicht nochmal sein."

Hoffentlich drehten die beiden jetzt nicht durch. Er schätzte seine Chancen recht gut dabei ein, sie schnell loszuwerden, aber die Cabarrus würde sicher schreien und es käme alles auf die Kameras. Da würde er auch nicht rauskommen und er wollte sie ja auch nicht wirklich umbringen. Wenn sie ihn dazu zwangen, musste er irgendwie improvisieren. Die Situation gefiel ihm kein bißchen.
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9

Donnerstag, 2. April 2020, 15:16

Der Überraschungsmoment lag definitiv auf Marats Seite. Ehe er sich versehen konnte, war sein Arm in einer sehr schmerzhaften Umklammerung gefangen. Die Luft blieb ihm fast weg vor Schock, doch er zeigte Therese mit der anderen - freien - Hand an, dass sie bitte genau da stehenbleiben sollte, wo sie war.

Zwischen den Zähnen zischte er nur "Da ist noch viel Leben in dem alten Mann..." - er konnte Provokationen in ungünstigen Momenten einfach nicht lassen. Doch mit einem weiteren stummen Nicken zeigte er Marat an, dass er mit dem Ort des Gesprächs einverstanden war - wenn auch sehr widerwillig. Eine wirkliche Wahl hatte er nicht.

"In Ordnung... AAAH." Er hatte sich ungünstig bewegt und dadurch dem Zugriff Marats noch einmal einen weiteren Hebel gegeben, ohne dass Marat etwas hätte tun müssen.

"Aber es fällt ein bisschen auf, wenn Sie mich in dieser komischen Haltung zum Übergang begleiten."

Er wägte seine Optionen ab. Marat würde ihn loslassen, doch was denn? Ihn überwältigen erschien die schlechteste Wahl zu sein. Der Mann war stark und bewaffnet - und jede Dummheit, die er beginge, würde auch Therese unnötig in Gefahr bringen. Therese...

"Es muss hier niemand verletzt werden. Ich will nur reden."

Hatte Therese den Notfallknopf gedrückt? Er hoffte nicht. Diese Situation musste nicht eskalieren, wie im Ho... Moment. Das Hotel... Er holte tief Luft. Die Erkenntnis kam spät, aber sie kam.

"Ich dachte, unser Wiedersehen würde entspannter und angenehmer werden, Marat...."
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10

Donnerstag, 2. April 2020, 22:07

Ein weiterer Blick über die Schulter und Therese stockte der Atem als sie sah, dass du Lac (oder besser gesagt dieser Marat) plötzlich die Kontrolle über die Situation übernommen hatte. Woher hatte dieser Kerl so plötzlich eine Waffe her? Hier im Parlament gab es doch an allen Ecken und Enden Sicherheitskontrollen! Und wo war die Security wenn man sie mal brauchte? Gehetzt und hilfesuchend wandte Therese den Kopf nach beiden Seiten, doch der Gang war so gähnend leer wie selten. Kein Wunder, weilten sämtliche Abgeordnete doch gerade im Saal um ihr Portrait zu bewunderten. Eine wenig schmeichelhafte Erkenntnis angesichts der Gefahr, in der Thierry und sie augenblicklich schwebten.

Allerdings war Therese nicht so zart besaitet, dass sie deshalb hysterisch los schrie während sie rückwärts bis zur Wand zurück wich. Um Hilfe zu rufen wäre jetzt sicher keine gute Idee und auch den Feuermelder zu drücken - der direkt neben ihr an der Wand hing - war keine Option, außer sie wollte riskieren, dass dieser Verrückte womöglich völlig durchdrehte.

Ja, ein Verrückter was das! Und das Schlimmste war die Vorstellung, dass sie vor zwei Tagen ganz allein mit diesem Verrückten in ihrem Büro gesessen hatte. Therese wurde ganz anders bei dem Gedanken, doch im Augenblick hatten sie ganz andere Probleme. Warum nur redeten dieser Irre und Thierry immerfort aufeinander ein, dass "niemand verletzt oder gar sterben muss"? Alle oder keiner ..irgendwie beunruhigte sie das Gerede nur noch mehr:

"D´accord, … das reicht, du Lac, …Marat, oder wie Sie auch heißen mögen. Bis jetzt hat niemand Verdacht geschöpft und mein Freund und ich werden ganz sicher nicht um Hilfe rufen. Wir wollen nur Antworten von Ihnen, dann können Sie gehen wohin sie wollen. … Also sagen Sie uns endlich, was sie mit diesem Schauspiel und dem Tuch bezwecken wollten?! … Warum das Ganze?"

Zugegeben, ganz wohl war Therese nicht bei ihren eigenen Worten, zumal sie nicht gerade in der Position war um Forderungen zu stellen und Thierry derjenige wäre, der das Messer im Rücken hätte, wenn Marat wegen ihr jetzt ausrasten würde. Andererseits war reden momentan das Einzige was Therese einfiel. Reden und irgendwie Zeit gewinnen …
Therese Cabarrus
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11

Donnerstag, 2. April 2020, 22:18

Bei Thereses Frage wurde Thierrys Arm etwas schmerzhafter angezogen, während sich das Keramikmesser weiterhin bedrohlich auf seiner Haut abzeichnete. Marats Ansage war unmissverständlich - er wollte komplett ungestört und draußen reden.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht schaute er zu Therese und schüttelte nur den Kopf.

"Zur... Mensa..." keuchte er. Weitere Optionen sah er nicht, vor allem nicht bei dem verschärften Griff und dem erhöhten Schmerz. Er hoffte, dass Therese verstand, dass seine Situation gerade nicht die war, in der viel reden - zumindest nicht in der jetzigen Umgebung - etwas bringen würde und den Gang in Richtung Palais-de-la-Lune antrat.
Senator Thierry Barras
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Donnerstag, 2. April 2020, 22:50

"Gut, gehen wir. In sieben Minuten und . . . dreiundzwanzig Sekunden kommt der nächste Wachhabende durch den Gang, bis dahin sollten wir hier weg sein." Er ließ Barras los und verbarg die Keramikwaffe wieder in den Falten seiner Kleidung. Nach all den Jahren war du Lac über jeden Zweifel erhaben gewesen und die Kontrollen hatten nachgelassen, sieht man einmal von den Durchleuchtungen am Eingang ab, die aber nur nach Metall suchten. Er warf einen Blick in beide Richtungen, dann ging er voran ohne zurückzusehen. Schließlich wollten die beiden etwas von ihm. Durch seinen nunmehr aufrechten Gang gelangte seine Verkleidung noch mehr ins Ungleichgewicht und sollte ein Anderer den veränderten du Lac so sein, gäbe es sicher Alarm. Aber er hatte wohl kaum Zeit, jetzt zu humpeln, wenn sie den Wachen ausweichen wollten. Natürlich hätten sie alle auch den verborgenen Gang in den Wandelkeller nehmen können, aber die Abkürzung brauchten die beiden nun nicht zu wissen und der Wandelkeller war ein mit Fallen gespickter unterirdischer Irrgarten, wo solche Laien sich nur selbst umbringen würden, auch wenn man von dort fast überall hin kam. "Nun, werte Abgeordnete Cabarrus, Sie fanden doch unheimliche Orte interessant. Hinter der Mensa kommt man durch eine Gasse in das besagte Pantheon, wenn Sie das hinterher noch sehen wollen." Vielleicht kam sie ja so schneller mit.
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Donnerstag, 2. April 2020, 23:37

Nun gut, ihr Wort und ihre Stimme schienen im Augenblick nicht sonderlich gewichtig zu sein, auch wenn Gleichberechtigung in Outremer ansonsten nicht klein geschrieben wurde. Wenigstens hatte sie erreicht, dass Marat das Messer wieder einsteckte, oder hätte er dies ohnehin getan? Therese fragte erst gar nicht weiter nach, sondern folgte artig dem einst so sympathisch scheinenden Künstler, namens du Lac, welcher sich nunmehr in ein unberechenbares Monster verwandelt hatte. Wer sonst wäre so abgebrüht um nach vielen Jahren ein Leichentuch wieder auftauchen zu lassen, nur um … <Ja warum nur?? Warum ausgerechnet jetzt?> Nach all den Jahren?! … Therese verstand immer noch nicht, weshalb dieser Marat ausgerechnet jetzt Beweise ans Tageslicht brachte, die womöglich Thierry´s Unschuld bestätigen könnten. Wollte er ihm damit schaden … oder helfen? Oder ging es Marat um etwas ganz anderes? Therese fand keine Antwort darauf und entsprechend hoch war ihre Neugier - trotz ihrer Angst:

" Ach ja, das Pantheon … Ihr hattet es erwähnt - genau so wie den Orden .. Zu gerne lasse ich mich von Euch führen, werter Maitre .. und lausche Euren Ausführungen, während ich mich frage was davon ich für wahr oder gelogen halten soll."

gab Therese (leicht durch die Nase schnaubend) etwas patzig klingend zur Antwort, während sie dem Verrückten ins Unbekannte folgte ....
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Thierry Barras

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14

Donnerstag, 2. April 2020, 23:48

Thereses Tonfall entging ihm nicht - und er kam nicht umhin, sie zu bewundern. Andererseits war er ja auch derjenige, der das Messer gespürt hatte. Wie hatte Marat das ins Gebäude bekommen? Waren die Kontrollettis nachlässig geworden? Wenn er aus dieser Situation heile herauskam, würde er wohl eine Überprüfung beantragen lassen.

Eilig lief er durch die Gänge, um mit dem erstaunlich agilen Marat und Therese mithalten zu können. Jetzt ärgerte er sich darüber, dass er das Ausdauertraining in den letzten Wochen so sehr hatte schleifen lassen.

<Der Orden - eine weitere offene Frage... aber nicht die dringlichste...>

Sie kamen so unentdeckt, wie Marat es vorhersagte, an der Mensa an, die - auch entsprechend seiner Aussage - menschenleer war. Dass er die Gepflogenheiten im Parlament so gut kannte, verwunderte den Senator keineswegs. Wenn er die ganze Zeit über auch "du Lac" war, dann kannte er das Parlament, die räumlichen Gegebenheiten, das Personal und alle Gewohnheiten wahrscheinlich in- und auswendig - und damit besser als Barras es tat.

"Hier ist sie... die... Mensa..."
Er atmete schwer und hielt sich abwechselnd den Arm und die Seite, ehe er sich an einer Säule abstützte und kräftig durchatmete. Es war ihm peinlich, dass Therese ihn so unfit sah und er hoffte, dass ihr Augenmerk jetzt gerade auf etwas anderem lag.
Senator Thierry Barras
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15

Freitag, 3. April 2020, 05:07

Erstaunlich, Marat hatte mit mehr Schwierigkeiten gerechnet. Sie hatte nicht einmal den Weg über Dach benutzen müssen, der wahrlich nichts für Leute mit Schwindelanfällen und Trittschwierigkeiten war. Es ging schon beinahe zu knapp zu. Und die Cabarrus sollte lernen, dass Dreistigkeit nicht immer ein Zeichen von persönlichen Mut war, sondern oftmals auch sehr dumm. "Es ist ja so unglaublich witzig, immer wieder öffentlich vom Orden zu sprechen, um seine eigene Unverwundbarkeit anzutesten. Sie können beide froh sein, dass Sie Annielle de Saint-Juste nicht kennen, die nächste Großmeisterin des Ordens. Die hätte Sie nämlich längst in der Galerie der Gehängten eingemauert. Also seien Sie froh, wenn Sie ihr niemals begegnen." Dann würde ihnen das Lachen schnell vergehen. Marat hatte gesehen, wie sie einmal mit Hilfe ihrer Ordensbrüder einen Schwätzer zum Schweigen gebracht hatte. Die Galerie der Gehängten war wahrlich kein schöner Ort, wenn man zu nah an die Wände herantrat.

"Ob Sie mir glauben oder nicht, ist mir ehrlich gesagt egal. Ich werde Ihnen fünf Fragen Ihrer Wahl beantworten und dann gehen. Also stellen Sie die richtigen. Und nichts zum Orden; je weniger Sie wissen, umso besser für Sie. Sonst sind Sie doch noch in Versuchung und die Ordensmitglieder sind so gepolt, dass sie auch Liebhaber und beste Freunde meucheln, um ihr Geheimnis zu schützen. Also gehen Sie de Saint-Juste und Jussac besser aus dem Weg, dann passiert Ihnen vielleicht eher nichts." Die beiden sollten nicht so dumm sein, sich an die Connetable heranzuwagen. In den Posten kam man in dem Alter nicht mal als Buhle der Kaiserin mal eben so; das sollte jedem bewusst sein. Alle Minderbemittelten würde die Evolution schon aussortieren.
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16

Freitag, 3. April 2020, 11:32

<Was für ein überheblicher und eingebildeter Kerl …>, dachte Therese nur auf dem Weg in die Mensa. Das einzig gute an seinen "belehrenden" Worten war, dass die Wut auf diesen Kerl langsam die Angst überwog, wodurch sie zumindest äußerlich sehr viel ruhiger und gefasster auftreten konnte - auch wenn es in ihr ganz anders aussah: <Anielle gehört zum Orden?> Das hatte Therese in der Tat nicht gewusst, nur warum überraschte diese sie das gar nicht so sehr? Es lag vielleicht daran, dass Anielle schon mehrmals versucht hatte sie umzubringen (mit Yangsgeist und Keksen oder auf einer höllischen Stadtrundfahrt zum Beispiel) - unabsichtlich natürlich und scherzhaft gemeint.

Für Scherze blieb momentan aber keine Zeit, denn noch hatten sie die Situation hier nicht überlebt. Trotzdem nahm sich Therese fest vor beim nächsten Rendez-vous mit Anielle mal bezüglich des Ordens nachzufühlen. Sofern es je dazu käme, denn - wie soeben erwähnt - hatten sie DAS hier noch längst nicht überstanden und zur Verbesserung der Lage würden ihre provokanten Worte sicherlich nicht beitragen:

"Ach ja? Wer hat denn angefangen mit dem Or … Oh pardon, den Namen darf ich ja nicht mehr in den Mund nehmen sonst wird mich Ani .. Ehm die Connetable sicher bestrafen. … Aber wer weiß, vielleicht sind am Ende auch Sie derjenige, den man einmauern wird."

Gespielt beängstigt nahm Therese die Hand kurz vor den Mund während sie Marat eindringlich in die Augen sah und so tat als nähme sie seine Warnung nicht so ganz ernst. Warum auch, schließlich hatte Marat gerade gezeigt, dass er auch nicht allwissend war indem er an nahm sie wäre der Connetable noch nie näher begegnet. < Wenn er wüsste wie nah ich Anielle schon gewesen bin, dann würde er vielleicht nicht so aufgeblasen tun. >

Therese´s Blick ging nun zu Thierry, der sicher besser Bescheid wusste, seit sie ihm ihre Beziehung zu der Connetable gebeichtet hatte. Aber darum ging es im Augenblick nicht. Vielmehr ging es darum, ob und welche Fragen sie Marat stellen sollten …
Therese Cabarrus
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17

Freitag, 3. April 2020, 12:20

"Hat Ihnen Ihr berühmtes Bad da nicht gereicht? Da sprachen ja genug Leute drüber. Als ob man die Connetable und eine Frau von Stand wie Sie nicht überall erkennen würde. Aber ich kann Sie beruhigen: Man hat mich schon einmal eingemauert. Und doch stehe ich hier vor Ihnen. Wie hoch schätzen Sie denn Ihre Chancen ein, im Mauerwerk zu schwimmen?" Für wie dumm hielt ihn die Frau? Es gab genug Zeitungen, die dumm genug waren, von den Eskapaden der Connetable zu berichten. Und auch mehr Zeugen als man so schnell mundtot machen konnte. Es wäre schon eine Verschwendung, wenn man die Cabarrus so schnell einmauern würde - nun wenigstens musste sie ihr Portrait dann nicht hassen lernen, wenn sie alt und schwach wurde.

"Nun, Andeutungen scheinen bei Ihnen Verschwendung zu sein, Sie bemerken Sie ja scheinbar doch nicht. Darum noch einmal ganz offen: Annielle . . . wird . . . Sie . . . töten . . . wenn . . . Sie das nächste Mal mit nackter Haut in ihrer Gegenwart etwas vom Orden ansprechen. Aber Sie müssen nicht auf mich hören, nur um Barras wäre es schade. Wo ich doch so hart gearbeitet habe, um ihn am Leben zu erhalten." Die Cabarrus war also dumm, Pech gehabt. Barras war auch etwas schwer von Begriff. Enttäuschend. Sie würden mit Sicherheit nicht die richtigen Fragen stellen.
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Thierry Barras

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18

Freitag, 3. April 2020, 12:28

Dass die Connetable nur durch Beziehungen an ihr Amt gelangt war, wunderte Thierry nicht - und wie sonst könnte sie es sich leisten, wie die Axt im Walde aufzutreten und trotzdem ihren Job zu behalten? In Outremer hatte man nicht die Narrenfreiheit, die man in anderen Ländern offenbar erteilte. Ein Lord Reis wäre hier nicht lange Außenminister, nahm er jedenfalls an.

Der Senator spürte, wie eine unfassbare Wut auf die Connetable in ihm aufstieg. Gerade nach dieser Warnung war er jetzt umso versuchter, ihr Leid zuzufügen. Nicht, weil sie etwas mit Therese hatte - auch wenn ihn das ein wenig mehr schmerzte als ihre anderen, zweckgebundenen Liebschaften. Nein, ihm war diese Person einfach immer unsympathischer, die nicht sagen konnte, was sie wollte, als sie bei ihm war. Die Person, die außenpolitisch auftrat wie ein Elefant im Porzellanladen. Die Person, die jetzt so unangreifbar erschien wie der Seneschall - nein, noch unnahbarer sogar.

Angewidert rümpfte er die Nase.

"Natürlich, das erklärt vieles..."

Doch jetzt musste er sich fokussieren. Erstaunlicherweise nahm er die Situation insgesamt offenbar gelassener als Therese, die in einer Art Angriffsmodus zu sein schien. Er setzte sich an einen freien Tisch und deutete Marat, er möge ihm gegenüber Platz nehmen, während er den Platz an seiner rechten Seite Therese anbot.

Fünf Fragen durften sie ihm stellen - und er wusste, welche Fragen er stellen sollte.

"Der Fragen fünf dürfen es sein - nun denn. Ich hoffe, Sie deuten das "Ach ja?" der Abgeordneten nicht als eine solche.
Frage eins: Woher haben Sie das Leichentuch meiner verstorbenen Frau nebst der darin eingenähten Gegenstände?
"


Er stellte diese Frage mit einem leichten Zittern in der Stimme. Diesen Schock hatte er tatsächlich nur schwer überwinden können. Es kam ihm immer noch so vor, als hätte er auf einmal die Leichte Hortenses in seinen Händen gehalten.
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19

Freitag, 3. April 2020, 12:52

Er wusste es, es kamen sicher keine guten Fragen. Als ob es von Belang wäre, wo er die Sachen her hatte - zumal sich Barras die Antwort eigentlich hätte selbst geben können. "Die Fingerkuppe habe ich dem Mörder sozusagen abgenommen - ich hoffe doch, Sie haben diese nicht aus Vakuumverpackung geholt, sonst verwest sie schnell. Das Leichentuch habe ich vom Tatort, nachdem Du fortgerannt bist, Thierry, also Du und vor Dir halt der Mörder."

Wenn er irgendwo die Kontrolle verlieren würde, war Barras wahrscheinlich eh nicht mehr in der Lage, auch nur ansatzweise logische Fragen zu stellen. Immerhin hatte er damit auch einen der wesentlichen Beweise vom Tatort entfernt, denn Thierry hatte da schön überall Spuren hinterlassen und der Mörder kaum welche. Barras war ja nur verfolgt worden, weil ihn Personen vom Tatort wegfliehen gesehen hatten.
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20

Freitag, 3. April 2020, 12:57

Diese Antwort war zufriedenstellend genug - zumindest für den Moment. Und er war froh, die Vakuumverpackung nicht geöffnet zu haben. Es würde ihn sehr interessieren, warum Marat sich das Leichentuch geschnappt hat - doch diese Frage war für den Moment nicht von Belang. Er nickte und stellte seine zweite Frage.

"Warum hast du mir die Sachen genau jetzt zukommen lassen?"

Er biss sich auf die Zunge, um nicht durch die erläuternden Folgefragen "Wolltest du mir helfen oder mich verunsichern?" oder ähnlichem die Anzahl der möglichen Fragen unnötig zu dezimieren.
Senator Thierry Barras
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